Vorbei die Zeiten, in denen Verbraucher ihr Geld mit einem gut verzinsten Sparvertrag über Jahre „für sich arbeiten“ lassen konnten. In der aktuellen Niedrigzinsphase erleben viele Sparer, dass Banken und Sparkassen ihre langfristig angelegten Verträge vorzeitig abstoßen wollen. Dabei greifen sie neben der Kündigung offenbar auch zu anderen Mitteln – und versuchen Verbraucher, aus ihren Verträgen in andere, teils risikoreiche Anlageformen „heraus zu beraten“.
Eigentlich wollte der Verbraucher nur den allmonatlichen Kontoauszug bei seiner Bank ausdrucken. Doch die freundliche Dame am Schalter winkt ihn zu sich heran und weist ihn darauf hin, dass auf Sparkonten künftig Verwahrentgelte fällig werden. Ob er schon einmal daran gedacht hat, einen Bausparvertrag abzuschließen, um den drohenden Negativzinsen zu entgehen? – Hat der Kunde nicht, denn mit seinen über 80 Jahren sieht er keinen Investitionsbedarf. Die drohenden Gebühren bereiten ihm jedoch schon Sorge.
Ob allerdings an dieser Stelle ein Bausparvertrag für Hochbetagte oder risikoreiche fondgebundene Anlagen zu empfehlen sind, sieht die Verbraucherzentrale Thüringen als zweifelhaft.
„Von Situationen wie diesen berichten Verbraucher immer wieder. Das zeigt uns: Bankkunden können nicht immer davon ausgehen, dass Kreditinstitute ihnen bedarfsgerechte Anlageprodukte anbieten“, sagt Marianne Stietz, Fachberaterin für Finanzdienstleistungsprodukte bei der Verbraucherzentrale Thüringen. Die Interessen der Verkäufer in den Banken und Sparkassen hätten häufig Vorrang vor den Kundeninteressen. Oft werden unpassende Finanzprodukte angeboten, so die Expertin: „Der Verdacht liegt da nahe, dass sich Kreditinstitute auf diesem Wege auch der für sie inzwischen unrentablen Sparverträge entledigen wollen.“
Verbraucher sollten daher nie sofort einen neuen Vertrag unterschreiben. „Wir empfehlen, sich bei der Entscheidung für ein Anlageprodukt Zeit zu nehmen und verschiedene Angebote sorgfältig zu prüfen – vor allem, ob es wirklich zu den eigenen Bedürfnissen passt“, rät Marianne Stietz. „Auf keinen Fall sollten sich Sparer durch den Hinweis auf vermeintlich drohende Verwahrentgelte oder Negativzinsen unter Druck setzen lassen.“
Verbraucher, die unsicher sind oder Fragen zu konkreten Produkten haben, können sich gern an die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Thüringen wenden. Einen Termin erhalten sie nach vorheriger Vereinbarung unter Telefon (0361) 555 140.
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