Algen: Wertvolle Jodquelle oder Gesundheitsgefahr?

Pressemitteilung vom
Die Verbraucherzentrale Thüringen warnt vor einer möglichen Jod-Überdosierung und Schadstoffen beim Verzehr von Algenprodukten.
Algen auf einem Teller
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Algenprodukte sind vor allem wegen ihres Jodgehalts beliebt. Denn das für Menschen so wichtige Spurenelement kommt in den heimischen Böden kaum vor. Vorsicht ist dagegen bei Lebensmitteln mit getrockneten Algenblättern geboten: Sie enthalten keine standardisierten Jodmengen und können bei übermäßigem Verzehr zu einer Überdosierung führen. Die Verbraucherzentrale warnt außerdem: In einigen Algenprodukten wurden gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Blei, Cadmium, Aluminium und Arsen gefunden.

Insbesondere getrocknete Meeresalgen aus dem asiatischen Raum bieten sich auf den ersten Blick als Jodquelle an. Sie werden in Form von Gemüse oder als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Wegen ihres hohen Anteils an Mineralstoffen und Spurenelementen hat ihr Verzehr durchaus Vorteile für den menschlichen Körper. So ist etwa das Spurenelement Jod beim Aufbau von Schilddrüsenhormonen unentbehrlich. Jod muss über die Nahrung aufgenommen werden, kommt aber in den heimischen Böden und pflanzlichen oder tierischen Lebensmitteln kaum vor.  

„Eine Überdosierung von Jod aus Algen kann gefährlich sein“, sagt Vera Schrodi, Fachberaterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Thüringen. „Sie kann bei Menschen mit chronischem Jodmangel zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen – mit teils lebensbedrohlichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel.“ Auch bei Menschen mit einer normalen Schilddrüsenfunktion kann ein dauerhafter Jodüberschuss die Bildung der Schilddrüsenhormone hemmen. Es kann zu einer Unterfunktion kommen, bei der sich ein Kropf ausbildet.

Jodiertes Speisesalz enthält geprüfte Jodmengen

„Grundsätzlich gilt jedoch: Jodiertes Salz in verarbeiteten Lebensmitteln und beim Kochen im privaten Haushalt ist und bleibt empfehlenswert“, betont Vera Schrodi. „Hier handelt es sich um standardisierte kleine Jodmengen, mit denen in Deutschland sehr erfolgreich Jodmangelkrankheiten bekämpft wurden.“

Dagegen enthalten getrocknete Algenblätter keine standardisierten Mengen an Jod. Sie werden etwa im Sushi, in Suppen, Salaten oder als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat das gesundheitliche Risiko von getrockneten Meeresalgen bewertet und warnt Verbraucher davor, mehr als 0,5 mg Jod pro Tag aufzunehmen.

„Die Verbraucherzentrale fordert, dass bei Algenprodukten mit einem Anteil von über 20 mg Jod pro Kilogramm europaweit Warnhinweise auf der Verpackung stehen sollten. Hier sollten auch Angaben über die Höhe des Jodgehalts und zur maximalen Verzehrmenge gemacht werden“, so die Fachberaterin.

Bei einer Untersuchung von 165 Proben getrockneter Meeresalgen im Jahr 2018 steckten in gut 75 Prozent aller Proben Jodgehalte von mehr als 20 mg/ kg. Besonders bedenklich: Es wurden außerdem beträchtliche Mengen an Blei, Cadmium, Aluminium und Arsen gefunden.

Bei 8 Prozent dieser Proben lagen keinerlei Warnhinweise oder Verbraucherinformationen vor. „Diese Produkte hätten nicht in den Verkehr gebracht werden dürfen“, so Vera Schrodi. Sie warnt jedoch vor einer falschen Panikmache: „Das gelegentliche Sushi ist kein Problem. Bei regelmäßigen größeren Algenportionen in Form von Salat, Gemüse oder Nahrungsergänzungsmitteln sollten aber unbedingt die Warnhinweise und Verzehrsempfehlungen auf der Verpackung beachtet werden.“

Auf der Internetseite www.klartext-nahrungsergaenzung.de finden Verbraucher weitere Informationen zur Jodversorgung in Deutschland und zu Meeresalgen-Produkten.

 

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