Clean Labels: Der Irrtum auf dem Etikett

Pressemitteilung vom
Immer mehr Verbraucher entscheiden sich, auf Zusatzstoffe zu verzichten. Lebensmittelhersteller nutzen diesen Trend und bringen Produkte mit sauberen Etiketten auf den Markt, die mit Aussagen wie „ohne Zusatzstoffe“ werben. Doch halten diese sogenannten „Clean Labels“, was sie versprechen?

Zusatzstoffe in Lebensmitteln wie Wurst, Gummibärchen oder Gebäck

Immer mehr Verbraucher entscheiden sich, auf Zusatzstoffe zu verzichten. Lebensmittelhersteller nutzen diesen Trend und bringen Produkte mit sauberen Etiketten auf den Markt, die mit Aussagen wie „ohne Zusatzstoffe“ werben. Doch halten diese sogenannten „Clean Labels“, was sie versprechen? 

Off

„Ohne Konservierungsstoffe“, „ohne Geschmacksverstärker“ – immer mehr Lebensmittel werben damit, was sie nicht enthalten. Wer auf Zusatzstoffe verzichten möchte, greift deshalb gern zu, ohne die Zutatenliste zu studieren. Doch oft handelt es sich bei dem Versprechen nur um Werbung der Hersteller. Diese ersetzen Zusatzstoffe häufig durch andere Stoffe, die eine ähnliche technologische Wirkung haben, aber nicht als Zusatzstoffe gekennzeichnet werden müssen. So enthalten etwa zahlreiche Produkte, die laut Werbung ohne den Geschmacksverstärker Glutamat auskommen, dennoch Glutamat, das natürlicherweise in bestimmten Zutaten wie Tomaten steckt.

Oder man findet in der Zutatenliste von Fertigsuppen die Zutat Würze. „Würze hat aber nichts mit Gewürzen zu tun. Sie ist ein Erzeugnis auf Eiweißbasis und entsteht aus verschiedenen Spaltprodukten der Eiweiße, unter anderem aus Glutamat“, sagt Marita Schmalz, Fachberaterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Thüringen. „Für den Verbraucher sind geschmacksverstärkende Stoffe unter anderem an Begriffen wie „Würze“, „Hefeextrakt“ oder „Sojasoße“ in der Zutatenliste zu erkennen.“

Woran kann man Zusatzstoffe erkennen?

Zusatzstoffe werden den Lebensmitteln absichtlich zugesetzt, um eine bestimmte Wirkung im Produkt zu erzielen: Bonbons sehen bunter aus, Softdrinks schmecken besser und Suppen werden länger haltbar gemacht. In Fertiglebensmitteln sorgen sie für eine gleichbleibende Qualität.

Insgesamt 330 Zusatzstoffe für Lebensmittel dürfen in der EU verwendet werden. Ihre Zulassung und Kennzeichnung wird durch EU-Recht geregelt. Auf den Lebensmitteletiketten findet man sie meistens am Ende der Zutatenliste. Sie sind mit dem Klassennamen, gefolgt von der chemischen Bezeichnung des Stoffes oder der E-Nummer zu kennzeichnen. So tragen etwa Geschmacksverstärker die Nummern E 620-650.

Für lose verkaufte Lebensmittel im Laden oder Restaurant genügt ein Schild oder Aushang neben der Ware, beispielsweise mit den Angaben „geschwefelt“, „mit Farbstoff“, „mit Süßstoff“. Mit Ausnahme von Bier müssen Getränke mit mehr als 1,2 Volumenprozent Alkohol wie etwa Eierlikör keine Zutatenliste und damit auch keine Angaben zu Zusatzstoffen ausweisen. „Hier muss der Gesetzgeber dringend nachbessern“, sagt Marita Schmalz. „Verbraucher haben ein Recht darauf zu wissen, für welche Zutaten sie sich beim Kauf von Lebensmitteln entscheiden.“

Fragen zu vielen weiteren Themen aus dem Bereich Lebensmittel und Ernährung beantworten die Experten der Verbraucherzentrale jeden Dienstag von 9 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr kostenfrei unter Telefon (0361) 555 1427 oder nach einer Email an ernaehrung@vzth.de.

Viele nützliche Tipps finden Verbraucher auch online im Forum Lebensmittel und Ernährung. 

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

Ratgeber-Tipps

Ratgeber Gesunde Ernährung von Anfang an
Die Ernährung in den ersten Lebensmonaten legt den Grundstein für die Gesundheit und Entwicklung eines Kindes. Dabei…
Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden?
Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen schlagen stark auf unser Wohlbefinden.
Aber woher kommen…
Grafik zu falschen Heilungsversprechen bei Multipler Sklerose

Heilung durch Nahrungsergänzung? Falsche Versprechen bei Multipler Sklerose

Derzeit laufen bei TikTok und Instagram Clips, in denen Influencer Heilung bei Multipler Sklerose durch "Health Mission" versprechen. Demnach würden Betroffene nach einer Kur mit Nahrungsergänzungsmitteln wieder gehen können. Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor derlei Gesundheitsversprechen.
Montage einer Photovoltaikanlage auf dem Dach

Ikea-Solaranlagen werden nicht von Ikea verkauft

Online und in seinen Märkten wirbt Ikea mit dem Verkauf von Solaranlagen. Doch das schwedische Möbelhaus verkauft die Anlagen nicht. Darauf muss deutlicher hingewiesen werden.
Eine Frau blickt auf eine digitale Anzeige.

Ihre Daten bei Facebook und Instagram für KI: So widersprechen Sie

Meta hatte kürzlich angekündigt, "KI bei Meta" zu entwickeln. Als Trainingsmaterial für diese KI-Tools sollen auch Nutzerinhalte dienen, also das, was Sie auf den Plattformen posten. Möchten Sie das nicht, können Sie widersprechen. Die Verbraucherzentrale NRW hat Meta deshalb abgemahnt.