Auch nach 2024 können neue Gasheizungen in Eigenheimen eingebaut werden, wenn sie „H2-ready“ sind, also auf den Betrieb mit 100 Prozent Wasserstoff umgerüstet werden können. Voraussetzung ist, dass der Netzbetreiber einen verbindlichen Plan für die Umstellung der Versorgung auf Wasserstoff vorgelegt hat. So sieht es die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes vor. Doch wie nachhaltig ist diese Strategie?
„Eine Wärmepumpe kann aus einer Kilowattstunde Strom drei bis vier Kilowattstunden Wärme gewinnen. Verbrennt man Wasserstoff in einem Gaskessel, lassen sich aus einer Kilowattstunde Strom maximal 0,95 Kilowattstunden Wärme erzeugen. Das heißt: Der Bedarf an erneuerbarem Strom für die Wasserstoffproduktion wäre um ein Vielfaches höher als bei einem Heizsystem auf Basis von Wärmepumpen”, erklärt Ramona Ballod, Energiereferentin der Verbraucherzentrale Thüringen.
Denn nur grüner Wasserstoff - erzeugt mit erneuerbarem Strom - ist im Rahmen der Energiewende sinnvoll. „Das würde noch höhere Ausbauzahlen für Wind- und Solaranlagen und damit deutlich höhere Kosten bedeuten”, so Ballod. Auch die Umrüstung von vorhandenen Erdgasnetzen auf Wasserstoff oder der Neubau lokaler Wasserstoffnetze sind sehr aufwändig und teuer - Kosten, die letztlich die Kund:innen zu tragen hätten.
Die Selbstversorgung von Einfamilienhäusern mit Wasserstoff über eine Photovoltaikanlage ist dagegen kaum möglich, weil damit nur ein Teil des Energiebedarfs für Heizung und Warmwasser gedeckt werden könnte. „Dazu müsste in eine umfangreiche Wärmedämmung der Gebäudehülle investiert werden, und zwar deutlich mehr, als für den Einbau einer Wärmepumpe nötig wäre”, sagt Ballod. Wie hoch die Kosten für einen Elektrolyseur und einen Wasserstoffspeicher wären, ist noch offen. Beide Systeme sind noch nicht reif für den Massenmarkt.
Für die künftige Wärmeversorgung in Deutschland sind daher Wärmepumpensysteme klar im Vorteil, ergänzt durch Solarwärme, Fernwärme und punktuell Holzpelletheizungen. Grüner Wasserstoff ist knapp und wird vor allem in der Industrie und anderen Bereichen eingesetzt werden, für die es keine anderen Optionen gibt. Das Fazit der Expertin: „Wer jetzt eine Gasheizung kauft, weil er hofft, dass in Zukunft günstiger grüner Wasserstoff zur Verfügung steht, wird wahrscheinlich enttäuscht werden.“
Weitere Fragen zum Thema Heiztechnik beantworten die Energieberater:innen der Verbraucherzentrale Thüringen gerne in einem persönlichen Gespräch. Ein Termin kann unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 – 809 802 400 vereinbart werden.
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Dank einer Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium und der Landesenergieagentur ThEGA sind die Beratungen in Thüringen kostenfrei.