Quartiersbüro in Gera Bieblach kann vorerst bleiben

Pressemitteilung vom
Das Quartiersbüro der Verbraucherzentrale Thüringen in Gera Bieblach bleibt vorerst erhalten. Das Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz (TMMJV) hat das auf vier Jahre angelegte Bundesprojekt bis Jahresende übernommen. Die aufsuchende Verbraucherarbeit stärkt und befähigt die Menschen im Quartier und mindert das Gefühl, abgehängt zu sein.
Zwei Mitarbeiterinnen der Verbraucherzentrale Thüringen stehen vor einem Rollup.
  • Land Thüringen hat das Quartiersbüro bis Ende des Jahres gesichert
  • Aufsuchende Verbraucherarbeit einzigartig in Thüringen
  • Erfahrung, Probleme selbst lösen zu können, ist unmessbar wertvoll 
Off

Eine Frau bringt mehrere Schuhkartons mit Unterlagen: Rechnungen, Verträge, Werbeschreiben, aber auch Mahnungen sind dabei. Sie wolle endlich verstehen, was das alles sei, sagt sie. Zum Glück gibt es in Gera Bieblach Christine ten Venne und Miriam Gese. Die beiden Mitarbeiterinnen der Verbraucherzentrale Thüringen sortieren mit der Ratsuchenden Brief für Brief. Sie warnen, wenn zwei Verträge für dieselbe Sache geschlossen wurden und, wenn Verträge unverhältnismäßig hohe Kosten verursachen. „Als die Dame unser Quartiersbüro verließ, war sie viel selbstbewusster und stärker als vorher“, sagt Christine ten Venne.

Nach vier Jahren erfolgreicher Arbeit drohte dem Quartiersbüro Ende Juni das Aus. Denn die Finanzierung des Projekts „Verbraucher stärken im Quartier“ (VsiQ) durch den Bund war nur für vier Jahre vorgesehen. Bis Ende 2024 ist nun das Thüringer Verbraucherschutzministerium eingesprungen. Die wertvolle aufsuchende Quartiersarbeit ist vorerst gerettet.

Der Überforderung im Alltag entgegenwirken

„Wir sind sehr froh, dass wir in Gera Bieblach präsent bleiben“, betont Ralph Walther, Vorstand der Verbraucherzentrale Thüringen. „In den vier Jahren, die wir für das Bundesprojekt ‚Verbraucher stärken im Quartier‘ zur Verfügung hatten, haben wir vielen Menschen in Gera Bieblach geholfen, die sonst keine Anlaufstelle mehr vor Ort hatten“, so Ralph Walther. „Unsere niederschwellige Verbraucherarbeit ist ein wichtiger Baustein für den Stadtteil. Der Ansatz hat thüringenweit für Aufsehen gesorgt.“

Untergeschobene Verträge, ein Haarpflegeprodukt, das jeden Monat in der Post liegt, obwohl man es nur einmal bestellt hat, ein Router, der zurück zum Anbieter muss – oft sind es die kleinen, komplizierten Dinge, die für Überforderung im Alltag sorgen. „Zu erfahren, dass man diese Probleme selbst lösen kann, dass man handlungsfähig ist, hatte eine unmessbare Wirkung auf viele Verbraucher:innen im Quartier“, sagt Christine ten Venne. „Das ist die wichtigste Erkenntnis aus vier Jahren VsiQ.“

Ein zweites Fazit ziehen die beiden Sozialpädagoginnen Christine ten Venne und Miriam Gese: Die aufsuchende Arbeit hat das Vertrauen der Menschen in die Politik gestärkt. „Hier wurde mir geholfen und zwar so, dass ich es verstehe und der Staat hat das ermöglicht – das ist den Menschen durchaus klar“, fasst Christine ten Venne zusammen.

Sie ist sich sicher: Genau diese Erfahrung braucht Ostthüringen, brauchen Quartiere, um sich nicht abgehängt zu fühlen.

Künftig sollen die beiden Sozialpädagoginnen von Bieblach aus ihre Arbeit auf ganz Ostthüringen ausdehnen. Außerdem werden sie Erstaufnahmeeinrichtungen besuchen, um Geflüchtete in grundlegenden Verbraucherfragen zu schulen: Wie schließe ich einen Vertrag? Welche Fallen gibt es dabei? Wichtig ist: Für alle Menschen in Gera Bieblach bleiben die Türen des Quartiersbüros an der Leuchtenburgstraße 10 weiterhin geöffnet (Montag bis Freitag, 9 bis 15 Uhr; E-Mail: gera-bieblach@vzth.de).

Hintergrund:

Das Bundeskabinett hat im August 2016 die ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt „Nachbarschaften stärken, miteinander im Quartier“ beschlossen. Die Verbraucherzentralen haben hierfür mit „Verbraucher stärken im Quartier“ ein bundesweites Projekt mit dem Schwerpunkt aufsuchender Verbraucherschutz im Zeitraum vom 1. September 2017 bis zum 31. Dezember 2024 entwickelt. Innerhalb dieses Zeitraums wurden in allen 16 Bundesländern in jeweils einem ausgewählten Quartier für vier Jahre ein niedrigschwelliges und regelmäßiges Unterstützungs- und Informationsangebot aufgebaut. Zielgruppe waren Menschen in strukturschwachen Stadtquartieren, die aufgrund ihres Alters, ihrer Bildung, ihres Einkommens oder aufgrund geringer Kenntnisse der deutschen Sprache mehr Unterstützung benötigen. Für das Projekt wurden im gesamten Zeitraum 16,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Für Thüringen wurde Gera Bieblach als Modellstandort ausgewählt.

Weitere Infos und den Erfahrungsbericht zum Download finden Sie hier:

https://www.verbraucherzentrale.de/quartiersprojekt

 

 

 

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.
Eine Frau blickt auf eine digitale Anzeige.

Ihre Daten bei Facebook und Instagram für KI: So widersprechen Sie

Meta hatte kürzlich angekündigt, "KI bei Meta" zu entwickeln. Als Trainingsmaterial für diese KI-Tools sollen auch Nutzerinhalte dienen, also das, was Sie auf den Plattformen posten. Möchten Sie das nicht, können Sie widersprechen. Die Verbraucherzentrale NRW hat Meta deshalb abgemahnt.
Eine Frau steht vor einem geöffneten Paket mit Produkten und verweigert die Sendung

Vorsicht bei untergeschobenen Verträgen von Pflegehilfsmittelboxen

Verbraucher:innen berichten, dass ihnen telefonisch Verträge für sogenannte kostenlose Pflegehilfsmittelboxen angeboten wurden. Die Kosten übernimmt die Pflegekasse aber nur, wenn sie einen anerkannten Pflegegrad haben. Lehnt die Pflegekasse ab, können Verbraucher:innen auf den Kosten sitzenbleiben.

Lunch & Learn

In ihrem digitalen Vortragsformat „Lunch & Learn“ vermittelt die Verbraucherzentrale Bayern die wichtigsten Infos in der Mittagspause.