Wir suchen neue Kolleg:innen für unsere Rechtsberatung in Suhl. Alle Details finden Sie hier.

Ungewollte Verträge bleiben Dauerbrenner in Thüringen

Pressemitteilung vom
Im vergangenen Jahr nutzten mehr als 9000 Menschen in Thüringen den Expertenrat der Verbraucherzentrale. Auffällig häufig wandten sich Verbraucher:innen 2024 wegen ungewollter Vertragsabschlüsse für Festnetz und Handy oder für unerwünschte Zeitungs- und Zeitschriftenabos an die Verbraucherschützer.
Drei Menschen sitzen in einem Beratungsgespräch an einem Tisch.
Off

Auch Fragen zu Strom- und Gasverträgen führten zahlreiche Ratsuchende in die Beratungsstellen. Stark gefragt blieb ebenso die Energieberatung zu den Themen energetisches Sanieren, Heizung und Fördermittel: Rund 2400 Beratungen und damit gut jede vierte Beratung drehte sich darum.

Übereilter Vertragsabschluss an der Haustür

Das Gespräch an der Haustür dauerte nur wenige Minuten: Der Vertreter des Internetanbieters versprach einen günstigeren Tarif als der bisherige Provider und hatte auch gleich ein Tablet zur Vertragsunterzeichnung dabei. Aus dem lockeren fünf Minuten-Plausch an der Haustür wurde für den Verbraucher ein neuer Internetvertrag über zwölf Monate – zusätzlich zu seinem bereits bestehenden DSL-Vertrag beim alten Anbieter.

Fälle wie diese sind keine Ausnahme in Thüringen. Ein Großteil der Beratungen der Verbraucherzentrale im Bereich Verbraucherrecht fiel 2024 auf die Themen Internet- und Telefonverträge, darunter beispielsweise die nach Ansicht der Verbraucherzentrale unrechtmäßigen Zahlungsaufforderungen von 1N Telecom. Aber auch Ärger mit ungewollt abgeschlossenen Verträgen über Zeitschriftenabonnements oder Gewinnspiele führten die Ratsuchenden häufig zur Verbraucherzentrale.

Untergeschobene Verträge: Anbieter finden immer neue Schlupflöcher 

„Untergeschobene Verträge sind seit jeher ein Klassiker in der Verbraucherberatung. Trotz verbesserter Verbraucherrechte finden Anbieter jedoch immer neue Schlupflöcher, um Kund:innen in für sie nachteilige Verträge zu drängen“, weiß Dr. Ralph Walther, Vorstand der Verbraucherzentrale Thüringen.

„Die konstante Beratungsnachfrage im vergangenen Jahr insgesamt zeigt uns: Die Menschen in Thüringen wissen, dass wir für viele Herausforderungen in ihrem Verbraucheralltag konkrete Lösungsvorschläge parat haben. Im Gegenzug kennen unsere Mitarbeitenden die Alltagsprobleme der Thüringer:innen und stehen ihnen mit ihrer Expertise zur Seite“, sagt Dr. Ralph Walther, Vorstand der Verbraucherzentrale Thüringen. Dieses gegenseitige Vertrauensverhältnis stärke zugleich das Vertrauen in die Verbraucherzentrale als gemeinnützige Organisation. 

Energieberatung gibt Orientierung bei Energiewende

Das gilt insbesondere auch für das spezielle Angebot der technischen Energieberatung, das für Ratsuchende in Thüringen kostenfrei ist und vom Land kofinanziert wird. „Viele Menschen wollen sich aktiv an der Energiewende beteiligen. Dabei sind sie mit vielen Fragen und Unsicherheiten konfrontiert. Wir unterstützen die Thüringer:innen auf ihrem Weg zu ihrer persönlichen Energiewende.“ Ein Viertel aller Beratungen der Verbraucherzentrale entfiel im vergangenen Jahr auf die Energieberatung. Besonders häufig führten Fragen rund ums Heizen, um erneuerbare Energien und Fördermittel, aber auch zur Heizkostenabrechnung die Verbraucher:innen in die Beratungsstellen.

Ergänzt wird die Beratung zum Energiesparen durch die Energierechtsberatung, die Verbraucher:innen bei rechtlichen Problemen mit ihren Strom- und Gasverträgen nutzen können. 

Zinsnachberechnung führt zu hohen Nachzahlungen an Verbraucher:innen

Ein ähnlich hoher Beratungsbedarf bestand im Bereich Finanzen und Versicherungen. Hier meldeten sich Verbraucher:innen vor allem, wenn sie Fragen zu ihren Sparbriefen und Sparverträgen oder zur Gestaltung ihrer Altersvorsorge hatten. Auch hier war das Beratungsgespräch nicht selten bares Geld wert. Berechneten die Verbraucherschützer beispielsweise die Zinsansprüche variabel verzinster Sparverträge neu, erreichten die Ratsuchenden nach Einlenken ihrer Sparkassen oft Nachzahlungen im vierstelligen Bereich. 

„Unsere Mitarbeitenden beweisen häufig einen langen Atem, wenn es um die Durchsetzung von Verbraucherrechten geht“, weiß Dr. Ralph Walther. „Aber in sehr vielen Fällen zahlt sich dieses Vertrauen aus.“

Wie im oben geschilderten Fall der untergeschobenen Internetverträge: Weil die Beraterin im Auftrag des Verbrauchers an der Kunden-Hotline über Monate immer wieder auf einem Widerruf des ungewollten Vertrages insistierte, konnte das Haustürgeschäft schließlich nichtig gemacht werden.

Die Zahlen im Detail 

9020 Beratungen insgesamt

6645 Verbraucherberatungen u.a. in den Bereichen klassische Alltagverträge, Finanzen und Versicherungen sowie Energieverträge           

2375 technische Energieberatungen (Heizungstausch, PV, Solar, Dämmen, Fördermittel, alles rund um die energetische Sanierung)        

 

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

Dieses Angebot wird gefördert vom Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz.

Dieses Forum wird gefördert vom Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz
 

 

Hände mit Geldbörse und Taschenrechner von Rechnungen

Musterfeststellungsklage gegen GASAG AG

2. Dezember 2021: Kunden:innen der GASAG in der Grund- oder Ersatzversorgung mit Gas zahlten vor diesem Datum 6,68 Cent pro Kilowattstunde. All jene Verbraucher:innen, bei denen der Belieferungsbeginn zwischen dem 2. Dezember 2021 und dem 30. April 2022 lag, zahlten mehr als 18 Cent. Der Tarif für Bestandskund:innen blieb wesentlich günstiger. Davon betroffen sind zehntausende Verbraucher:innen. Für sie kann sich der Preisunterschied schnell auf hunderte von Euro summieren und existenzbedrohend sein. Der vzbv hält das „Zweiklassensystem“ der GASAG für unrechtmäßig und will mit der eingereichten Musterfeststellungsklage den Betroffenen helfen.
Hände mit Geldbörse und Taschenrechner von Rechnungen

Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) klagt erfolgreich gegen die GASAG AG

Das Kammergericht hat die Tarifspaltung des Berliner Gasgrundversorgers für unzulässig erklärt. Daraus können sich hohe Nachforderungen derjenigen Verbraucher:innen ergeben, die in den teuren Neukundentarif gefallen waren. Das letzte Wort wird aber wohl der Bundesgerichtshof haben.
Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Unrechtmäßige Gebühren auf service-rundfunkbeitrag.de: Sammelklage eröffnet

Nach einer Abmahnung kündigten die Betreiber von www.service-rundfunkbeitrag.de an, unrechtmäßig erhobene Gebühren zurückzuzahlen. Dies ist jedoch in vielen Fällen nicht geschehen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat eine Sammelklage eingereicht. Betroffene können sich jetzt für die Klage anmelden.