Wir suchen neue Kolleg:innen für unsere Rechtsberatung in Suhl. Alle Details finden Sie hier.

App-Test »Stadt | Land | Datenfluss«: Digitalisierung meets Klimaschutz

Stand:
Menschen am Smartphone von Candy Crush, Clash of Clans oder TikTok wegzulocken und sie stattdessen für eine App über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung zu begeistern, ist eine Mammutaufgabe - aber nicht unlösbar, wie unser Test beweist!
Mehrere sich überlagernde bunte Kreise als Logo der App "Stadt | Land | Datenfluss"

Stadt | Land | Datenfluss ist ein kostenloses Angebot der Volkshochschulen, das Wissen rund um die Digitalisierung und ihren Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt und unseren persönlichen Alltag vermitteln soll. Wissen, das uns für einen verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien sowie den dafür aufgewendeten Ressourcen und Daten sensibilisieren soll. Und damit ist bereits erklärt, warum die App auch für unser Onlineangebot CliMapps relevant ist und im Folgenden getestet werden soll: Klima- und Verbraucherschutz stehen im Mittelpunkt vieler Entwicklungen und Debatten im Bereich Digitalisierung. Diese eröffnet uns viele Chancen, stellt unseren Planeten und die Sicherheit unserer Persönlichkeitsrechte aber auch vor große Herausforderungen. Welche das sind, vermittelt Stadt | Land | Datenfluss anschaulich und spielerisch, wenngleich man für die schiere Menge der hier präsentierten Informationen schon ein ausgeprägtes Interesse am Thema mitbringen sollte.

Off

Name: Stadt | Land | Datenschutz
Anbieter: Deutscher Volkshochschulverband e.V. (www.volkshochschule.de)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene | Kinder & Jugendliche ab 14 Jahren
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Vorbildfunktion beim Datenschutz

An eine gemeinnützige, unter der Schirmherrschaft der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bildungsministerin Anja Karliczek entwickelten App, haben wir naturgemäß hohe Erwartungen hinsichtlich der Datensicherheit. Stadt | Land | Datenfluss wurde zwar bereits 2021 veröffentlicht, wird jedoch weiterhin regelmäßig zugunsten der technischen Stabilität und des Funktionsumfangs erweitert. Keine Selbstverständlichkeit für ein nichtkommerzielles Angebot, das zudem unter einer nicht mehr amtierenden Regierung entstand.

Stadt | Land | Datenfluss verzichtet auf eine Registrierung und andere Möglichkeiten zur Individualisierung seines Angebots. So können sich Verbraucher:innen sicher sein, dass nur das für die Nutzung notwendige Minimum an Systemdaten an den Anbieter übermittelt wird. Diese Systemdaten wie IP-Adresse oder Informationen zum Betriebssystem erlauben keine Rückschlüsse auf die nutzende Person und werden nur für die technische Weiterentwicklung der App genutzt. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. In diversen Quizzes und Umfragen werden sogenannte Lernstandsdaten erfasst. Auch diese ermöglichen keine Rückschlüsse auf die Identität der Nutzerin oder des Nutzers und können nach Löschung der App auch vom Anbieter nicht mehr (anonym) ausgewertet werden. Datenfreigaben, beispielsweise für den Standort, Kamera oder Mediathek, werden nicht abgefragt.

Leider hat sich ein kleines aber! in die ansonsten makellose Datenschutzbilanz von Stadt | Land | Datenfluss eingeschlichen: Hat man durch das Lesen der Wissensinhalte und Lösung von Aufgaben genug Punkte erspielt, kann man diese auf dem "Spielplatz" gegen kurzweilige Mini-Games tauschen. Der Haken daran ist, dass diese nicht von den Volkshochschulen angeboten werden, sondern sich auf externen Webseiten befinden, deren Besuch die Zustimmung zu den Datenschutzbestimmungen der jeweiligen Anbieter erforderlich macht. So verbirgt sich hinter der mit einem Frosch illustrierten Kachel eine Runde Tic-Tac-Toe bei einem kommerziellen Anbieter, der Datentracker nutzt und die Spielfunktion in personalisierte Werbeanzeigen einbettet. Von einem Besuch des "Spielplatzes" raten wir also ab.

Willkommen den 90ern!

Stadt | Land | Datenfluss präsentiert seinen umfangreichen Wissensschatz zum Umgang mit Daten im Zeitalter der Digitalisierung in einer seit den 90er Jahren in Computer- und Videospielen etablierten Form: Als 3D-Ansicht einer virtuellen Stadt, in der Gebäude, Landschaften und Attraktionen verschiedene Funktionen symbolisieren. Wer einmal SimCity, Die Siedler oder FarmVille gespielt hat, dürfte sich in der - leider namenlosen - Stadt schnell zurecht finden. Ein maßgeblicher Unterschied zu den genannten Spielen und Apps wie My Green City ist, dass die urbane Umgebung in Stadt | Land | Datenfluss bereits beim erstmaligen Start der App vollständig erbaut ist und der:die Nutzer:in durch das Freispielen von Themenkategorien nur dekorativ bei deren Gestaltung mitwirken kann - beispielsweise durch eine erspielte Pflanze am Arbeitsplatz oder Solarpanels auf dem Dach der virtuellen Volkshochschule.

Das eigene Mission Statement formuliert der App-Anbieter als "Datenkompetenz für alle!", ermöglicht durch die Sensibilisierung "für einen souveränen Umgang mit Daten in einer digitalisierten Welt". Zugunsten der Übersichtlichkeit unterteilt Stadt | Land | Datenfluss sein Informationsangebot in die Bereiche Arbeit, Mobilität und Gesundheit und eine "Wissensbasis", in der über untrennbar mit der Digitalisierung verknüpfte Themen wie Big Data, Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge (oder: IoT) aufgeklärt wird. Dies geschieht in aller Regel durch längere Textbeiträge, die zugunsten besserer Lesbarkeit und Verständlichkeit in kleinen Häppchen zum Swipen und mit hilfreichen Illustrationen präsentiert werden. Oft werden auch (fiktive) Dialogszenen zwischen Menschen abgebildet, die typische Vorurteile und Missverständnisse aufzeigen, um sie zu entkräften bzw. zu widerlegen. Am Ende kann man sich durch die Beantwortung von Quizfragen zum Erlernten weitere Punkte erspielen. Punkte, die man aber auch schon während des Lesens oder für das Betrachten der sporadisch eingebundenen Videos erhält. Das motiviert zum Dranbleiben. Auch, wenn das Punktekonto letztendlich nur für die bereits erwähnten, wenig datensicheren Minispiele zum Einsatz kommt.

Innerhalb der Themen-Stadtteile befinden sich einzelne Gebäude und Plätze, die wiederum ein Unterthema behandeln. Meist ist dabei nicht eindeutig, was sich hinter den Fragezeichen verbirgt. Immerhin gibt die per Fingertipp aktivierbare Hummel unten links im Screen Aufschluss darüber, wo sich die grünen Inhalte befinden. Und davon gibt es einige!

Verschiedene Funktionen der App STADT | LAND | DATENFLUSS
Die verspielte Aufmachung täuscht: Hinter der bunten Fassade von Stadt | Land | Datenfluss verbergen sich zahlreiche Wissensinhalte, die es in sich haben. (Quelle: Screenshots)

Wie nachhaltig und grün ist Digitalisierung?

Für unseren Test haben wir uns durch alle Stadtteile (Themenbereiche) der App gespielt, was uns mehrere Stunden unterhalten und informiert hat. Da uns im Rahmen unserer Testberichte Klima- und Verbraucherschutzfragen am meisten interessieren, legten wir besonderes Augenmerk auf das, was am Ende der Hummelflüge auf uns wartete. Jeder der vier Themen-Stadtteile setzt sich überraschend intensiv mit dem Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung auseinander - beginnend mit einer Definition des erstgenannten Begriffs. Dieser stammt aus der Forstwirtschaft, wie uns Stadt | Land | Datenschutz verrät. Was genau die Definition starker und schwacher Nachhaltigkeit ist und welche Rolle neuartige Technologien dabei spielen, soll hier nicht verraten werden. Erwähnt werden sollte allerdings, dass die Volkshochschulen die Pflanzung eines Baums in Auftrag geben, sobald man sich durch alle grünen Inhalte der App gelesen und gespielt hat. Virtuelle Auszeichnungen für den Abschluss von Themengebieten gibt es natürlich auch.

Durchaus kritisch setzt man sich wiederholt damit auseinander, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die Emissionsbelastung unseres Planeten und andere Aspekte des Klimawandels hat. So wird beispielsweise leicht nachvollziehbar aufgeschlüsselt, welche desaströsen Folgen die Smartphone-Produktion für die globale Klimabilanz hat. Gleichzeitig werden Lösungen angeboten, die Klimabewusstsein und Konsum in Einklang bringen können. 100 Kilogramm Treibhausgase könne beispielsweise jeder Mensch einsparen, wenn er ein Smartphone sieben Jahre lang statt der durchschnittlichen 2,7 Jahre benutzt. Verbraucher:innen werden an die weit über 100 Millionen mutmaßlich funktionsfähiger Handys und Smartphones erinnert, die in Deutschland in den Schubladen liegen, anstatt genutzt, verschenkt oder oder recycled zu werden. Dazu wird über verschiedene Arten der Obsoleszenz (psychologisch, ökonomisch, funktional, u.a.) aufgeklärt und inwieweit ein vermeintlich nicht mehr brauchbares Technikprodukt noch nutzbar ist. Wissen, das unmittelbar zum bewussteren, klimafreundlichen Konsum beitragen kann.

Stadt | Land | Datenschutz zeigt aber auch die Grenzen der Nachhaltigkeit im Bereich Digitalisierung auf - oder die darin liegenden Widersprüche. Ein Beispiel sind Smarthome-Geräte, die zwar meist für mehr Energieeffizienz im Eigenheim sorgen, in der Herstellung jedoch oft große Mengen an Treibhausgasen verursachen und im Betrieb Energiefresser sind - vom problematischen Aspekt Datenschutz ganz zu schweigen. Werden diese Smarthome-Geräte vermehrt gekauft, da sie von den Nutzer:innen für nachhaltig und energieeffizient gehalten werden, tritt der sogenannter Rebound-Effekt ein: Die potenziellen Energieersparnisse werden durch die vermehrte Nutzung kompensiert. Das Risiko eines Rebound-Effekts liegt auch Onlineangeboten zu Carsharing oder multimodalen Navigations-Apps inne. Was in ländlichen Regionen in der Regel für größere und klimafreundlichere Mobilität sorgt, kann in Städten dazu führen, dass für problemlos zu Fuß oder per Rad bestreitbare Strecken nun doch ein Mietauto, E-Scooter oder der Bus genutzt werden. So kann die stärkere Nutzung eines an sich klimafreundlichen Angebots letztendlich für höhere Treibhausgas-Emissionen sorgen.

Fazit

Wer sich per Smartphone zu den grünen Aspekten der Digitalisierung informieren möchte, kommt an Stadt | Land | Datenschutz kaum vorbei. Die App klärt umfassend und differenziert auf und schlägt sich mit ihrer klimaschutzfreundlichen Agenda zwar auf die richtige Seite, räumt aber den Grenzen des Möglichen und Widersprüchen genug Platz ein. Kritikwürdig ist bestenfalls die gewöhnungsbedürftige Navigation per Stadtkarte, die die gezielte Themensuche erschwert, und der halbgar umgesetzte Gamification-Ansatz. Davon abgesehen ist die kostenlose App ein gelungenes Angebot für neugierige Verbraucher:innen. Und selbst wir hätten vor dem Testen der App nicht vermutet, dass eine Slideshow und ein Quiz zu Präzisionsackerbau und Drohnen-gesteuerter Messung von Biomasseverteilung so unterhaltsam und lehrreich sein können.

Handhabung4 Sterne
Spaß4 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.