Das Wichtigste in Kürze:
- Die Dread-Disease-Versicherung leistet bei Eintritt von im Versicherungsschein definierten schweren Krankheiten und zahlt die vertraglich vereinbarte Versicherungssumme einmalig aus. Eine monatliche Rente ist dagegen nicht möglich.
- Die Absicherung der Arbeitskraft gehört zu den zwingend notwendigen Maßnahmen der persönlichen Existenzsicherung - und das Mittel der Wahl dafür ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
- Dread-Disease-Versicherungen dagegen sollten Sie erst nach Prüfung besserer Alternativen in Betracht ziehen.
Dread Disease - was ist das?
Die Dread-Disease-Versicherung wird in Deutschland häufig als "Versicherung gegen gefürchtete Krankheiten" oder "Schwere Krankheiten Vorsorge" bezeichnet. Es sind aber nicht nur Krankheiten im eigentlichen Sinne versichert, sondern auch Leistungsfälle durch Unfälle. Unter den Versicherungsschutz fallen zusätzlich chirurgische Eingriffe wie zum Beispiel Bypass-Operationen oder Organtransplantationen.
Auch Herzinfarkt und Schlaganfall, die durch ungesunde Lebensweise auftreten können, sind versichert. Rund 270.000 Schlaganfälle ereignen sich jedes Jahr in Deutschland und mehr als 300.000 Menschen erleiden nach Angaben der Deutschen Herzstiftung jährlich einen Herzinfarkt. Zudem erkranken laut Robert-Koch-Institut jährlich etwa 500.000 Menschen in Deutschland an Krebs.
Nach der Diagnose und den kostenaufwändigen Behandlungen einer schweren Erkrankung folgen oftmals wirtschaftliche Belastungen und auch schwerwiegende Veränderungen im sozialen Umfeld.
Die Dread-Disease-Versicherung bietet also Versicherungsschutz zur Absicherung finanzieller Folgen bei schweren Krankheiten, lebensbedrohlichen Ereignisse, schweren Unfällen oder bei Verlust bestimmter Fähigkeiten wie gehen, sprechen, hören oder sehen.
Welche Krankheiten sind in einer Dread-Disease-Versicherung abgesichert?
Die Dread-Disease-Versicherung leistet nur dann, wenn schwere Krankheiten eintreten, die im Versicherungsschein definiert sind, also nur die, die bei Vertragsabschluss ausdrücklich aufgelistet wurden. Die Anzahl der versicherten Risiken variiert stark, je nach Versicherungsgesellschaft. Die statistisch häufigsten Krankheiten sind in allen Verträgen abgesichert. Die meisten Leistungsfälle entfallen auf die Volkskrankheiten
- Krebs,
- Herzinfarkt und
- Schlaganfall.
Nicht versichert sind jedoch Schäden am Bewegungsapparat wie Abnutzungen von Gelenken und der Wirbelsäule, Rheuma oder psychische Krankheiten wie beispielsweise Burn-Out oder Depressionen.
Wie sehen Leistungen und Tarife bei einer Dread-Disease-Versicherung aus?
Die Dread-Disease-Versicherung ist eine Personenversicherung. Der Versicherer zahlt die vertraglich vereinbarte Versicherungssumme bei Eintritt einer schweren - im Vertrag definierten - Krankheit zeitnah nach Diagnosestellung aus. Das Kapital steht zur freien Verfügung. Eine monatliche Rentenzahlung ist dagegen nicht möglich.
Zusätzlich vereinbar ist eine Leistungsauszahlung, wenn der oder die Versicherte an einer der unter den Versicherungsschutz fallenden Krankheiten verstirbt. Diese Todesfallsumme wird dann an die Hinterbliebenen gezahlt.
Die Tarife der Versicherer unterscheiden sich
- in der Anzahl der versicherten Krankheitsbilder,
- in den versicherten Leistungen: beitragsfreie Mitversicherung von Kindern, Höchstversicherungssummen, Nachversicherungsgarantien ohne erneute Gesundheitsprüfung zu bestimmten Anlässen (Heirat, Geburt oder Adoption eines Kindes), weltweiter Geltungsbereich, lebenslanger Versicherungsschutz,
- in den Zusatzoptionen zur individuellen Vertragsgestaltung (Einschluss von Erwerbsunfähigkeits-, Berufsunfähigkeits- und Pflegeschutz sowie Beitragsbefreiung bei Arbeitsunfähigkeit und Einschluss des Todesfallrisikos),
- in den Versicherungsbedingungen (Karenzzeiten, Wartezeiten, dynamische Anpassung des Versicherungsschutzes) und
- in den zu zahlenden Beiträgen.
Die Höhe des Beitrages ist abhängig vom Alter, der Versicherungssumme, der Laufzeit und dem Gesundheitszustand. Bei Vorerkrankungen können die Versicherer einen Risikozuschlag fordern, einen Leistungsausschluss vereinbaren oder den Versicherungsschutz komplett ablehnen.
Unterschiedliche Beiträge nach dem Geschlecht des Versicherten sind für Neuverträge durch das EuGH-Urteil (Rechtssache C-236/09) nicht mehr zulässig. Im Neugeschäft werden seitdem nur Unisex-Tarife angeboten.
Was sind die Vorteile einer Dread-Disease-Versicherung?
Als Vorteil gegenüber der Berufsunfähigkeitsversicherung wird oft darauf hingewiesen, dass keine Rolle spielt, ob man noch zumindest eingeschränkt oder in anderen Berufsfeldern arbeiten kann oder sich der Gesundheitszustand später wieder verbessert.
Bei einer Dread-Disease-Versicherung ist es für die Leistungspflicht unwichtig, ob die Arbeitskraft der versicherten Person eingeschränkt ist oder nicht. Dem Versicherten ist im Leistungsfall die vereinbarte Summe garantiert. Sie wird beim Vorliegen einer schweren Erkrankung unmittelbar nach Diagnosestellung und nicht erst nach Feststellung bleibender Schäden ausgezahlt. Der Heilungsverlauf spielt für die Leistungspflicht keine Rolle.
Voraussetzung ist allerdings, dass die Krankheit ein bestimmtes Stadium erreicht, damit sie als versichert gilt. Mit der Auszahlung der Versicherungssumme endet der Vertrag. Das bedeutet, es besteht kein Versicherungsschutz bei einer zweiten Erkrankung.
Mit dem Geld lassen sich Einkommensausfälle kompensieren, medizinisch Zusatzkosten für zum Beispiel Behandlungen durch spezialisierte Ärzte, Rehabilitationsmaßnahmen oder eine für die Genesung erforderliche Auszeit bezahlen, die Wohnung oder das Fahrzeug krankheitsgerecht umrüsten. Auch bleibt ein Spielraum für Kredittilgungen.
Eine Auszahlung der Versicherungssumme ist für Privatpersonen steuerfrei. Die Rente aus der Berufsunfähigkeitsversicherung ist dagegen mit dem Ertragsanteil steuerpflichtig.
Die Prüfung des Leistungsfalls ist bei der Dread-Disease-Versicherung möglicherweise einfacher und nicht so zeitaufwändig wie etwa bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, da ein Expertenstreit aufgrund klarerer Krankheitsdefinitionen vermutlich eher vermieden werden kann.
Wo liegen die Nachteile einer Dread-Disease-Versicherung?
Die Dread-Disease-Versicherung deckt nicht alle Ursachen, die zum Verlust der Arbeitskraft führen können, ab. Nicht oder nur unzureichend versichert sind Schäden am Bewegungsapparat, Rheuma oder psychische Krankheiten. Gerade diese Erkrankungen gehören aber zu den häufigsten Ursachen für den Verlust der Arbeitskraft. Auch beginnt die Leistungspflicht bei einer schweren Erkrankung häufig erst nach mehreren Monaten.
Auch müssen Sie eine sehr hohe Versicherungssumme in der Dread-Disease-Versicherung wählen, um die Einkommensverluste für die restliche Zeit des Erwerbslebens auszugleichen. Das macht den Abschluss einer Dread-Disease-Versicherung sehr teuer.
Wer den Verlust beruflichen Einkommens versichern will, für den ist der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ein Muss. Die Absicherung dieses Risikos gehört zu den zwingend notwendigen Maßnahmen zur persönlichen Existenzsicherung.
Die Versicherung leistet, wenn ein Arzt eine Berufsunfähigkeit von zu mindestens 50 Prozent bescheinigt, der Versicherte seinen zuletzt ausgeübten Beruf in seiner Ausgestaltung, wie er in gesunden Tagen ausgeübt wurde, für voraussichtlich sechs Monate nicht mehr ausüben kann. Ursache kann eine Krankheit, ein Unfall oder ein mehr als altersentsprechender körperlicher Kräfteverfall sein. Im Leistungsfall erhält der Versicherte eine monatliche Rente.
Beachten Sie: Eine wirkliche Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung ist auch die Dread-Disease-Versicherung nicht, wenn es darum geht, die eigene Arbeitskraft abzusichern. Für Personen, die aus gesundheitlichen Gründen keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können, gibt es außerdem erst einmal bessere Alternativen als eine Dread-Disease-Versicherung.
Bekommen Sie keine Berufsunfähigkeitsversicherung, dann prüfen Sie als Alternativen in dieser Reihenfolge:
- eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung mit stark vereinfachter Gesundheitsprüfung
- eine Grundfähigkeits- oder eine Funktionsinvaliditätsversicherung
- Erst dann würde eine Dread-Disease-Versicherung als viertbeste Lösung interessant.
Wie beantrage ich eine Dread-Disease-Versicherung?
Ähnlich wie bei einem Antrag für die Berufsunfähigkeitsversicherung müssen Sie auch für eine Dread-Disease-Versicherung Gesundheitsfragen beantworten. Bei schlechtem Gesundheitszustand können die Versicherer den Antrag ablehnen oder ihn mit Einschränkungen annehmen.
Es kann sein, dass dann Ausschlüsse vereinbart werden, die im Zusammenhang mit den Vorerkrankungen stehen. Auch ist es denkbar, dass der Versicherer Risikozuschläge für das erhöhte Risiko fordert.