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App-Test »Summitree«: Der (sportliche) Gipfel der Nachhaltigkeit?

Stand:
Gesunde Mitarbeitende sind in aller Regel glückliche Mitarbeitende und machen auch die Personalabteilung froh. Aber inwiefern kann ein sportlicher Lebenswandel zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen? Wir unterziehen "Summitree" einem Fitness-Check in den Disziplinen Klima- und Verbraucherschutz.
Stilisiertes "S" in einer Baum-ähnlichen Form als Logo der App "Summitree"

Summitree überrascht mit einem kreativen Namen, der bei näherer Betrachtung viel über die App verrät. Das digitale Angebot will zu sportlichen Höchstleistungen (summit [engl.] = Gipfel) motivieren, auf diesem Wege unter anderem zur Aufforstung von Wäldern (tree [engl.] = Baum) beitragen und damit eine nicht näher definierte Ebenmäßigkeit (symmetry [engl.]) schaffen. Ob die App dem letztgenannten Punkt gerecht wird, muss jede:r Verbraucher:in selbst beurteilen. Zweifellos gelungen ist die zeitgemäße Präsentation und Handhabung der für Privatpersonen kostenlosen Software, die auch mit externen Fitnesstrackern verbunden werden kann. Und obwohl sich ein paar kritikwürdige Aspekte in die App eingeschlichen haben, überwiegt am Ende doch ein positiver Eindruck - selbst beim anspruchsvollen Thema Datenschutz!

Off

Name: Summitree - Die klimaaktive Challenge
Anbieter: Summitree GmbH (summitree.de)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos | kostenpflichtige Version für Unternehmen
Links: Apple App Store | Google Play Store

Eine Challenge namens Datenschutz

Zwei zentrale Voraussetzungen zur Nutzung von Summitree sind das Anlegen eines persönlichen Accounts und die Standortfreigabe, um der App das Tracking zurückgelegter Distanzen zu ermöglichen. Letzteres kann zu Fuß, mit dem Fahrrad, Inlineskates, Kanu, aber auch per Handbike, Rollstuhl und mittels eher ungewöhnlicher Sportgeräte wie einem Babyjogger oder Schlitten erfolgen. Wer die körperliche Ertüchtigung eher im Fitnessstudio, beim Tennis oder Yoga sucht, muss den eigenen Standort nicht mit der App teilen. Zurückgelegte Strecken können zwar auch händisch eingetragen werden, allerdings dürfte das kaum dem erwünschten i.e. komfortablen Nutzungserlebnis der meisten Menschen entsprechen. Des weiteren setzt Summitree darauf, dass Nutzer:innen ihre Leistungen im Kolleg:innenkreis oder öffentlich teilen, um zum Mitmachen zu motivieren. Diese Aspekte erfordern einen besonders genauen Blick auf die Frage, wie es seitens des Anbieters um den Verbraucherschutz und insbesondere die Datensicherheit bestellt ist.

Positiv fällt auf, dass eine Registrierung für die App nur mittels der eigenen E-Mail-Adresse möglich ist und auf ein alternatives und weniger datensparsames Login über eine Facebook- oder Google-Schnittstelle verzichtet wurde. Die Registrierung muss durch Klick auf einem vom Anbieter per Mail verschickten Link bestätigt werden.

Die Ausführlichkeit der Datenschutzbestimmungen, die beispielsweise Begriffe wie "Profiling" und "Pseudonymisierung" ausführlich erklärt, lässt darauf schließen, dass Summitree es mit der Sicherheit von Nutzerdaten ernst meint. Der App-Anbieter informiert ausführlich über die genutzten Tracking-Tools und Dienstleister, beispielsweise zur Gewährleistung der technischen Stabilität der App (obligatorisch) oder zum Versand von Pushnachrichten (optional). Eine Datenweitergabe an Dritte aus wirtschaftlichem (finanziellem) Interesse schließt der Anbieter aus. Personenbezogene Daten werden nur nach ausdrücklicher Einwilligung des:der Nutzer:in übermittelt oder wenn ein berechtigter Anlass gemäß DSGVO besteht. Kurzum: Verbraucher:innen haben laut Anbieterangaben nicht zu befürchten, dass vertrauliche Daten in fremde Hände fallen.

Verschiedene Funktionen der App SUMMITREE als Screenshots
Übersichtlich und - abgesehen von gelegentlichen Abstürzen - intuitiv bedienbar: Summitree vermittelt leicht verständlich, wie weit vorangeschritten die aktuelle Challenge ist und ermöglicht das unkomplizierte Mitmachen. (Quelle: Screenshots)

Radeln - Schwimmen - Bäume pflanzen

Etwas weniger abstrakt und nüchtern ist der sichere Umgang mit dem Newsfeed, mit dem uns Summitree nach der erfolgreichen Registrierung empfängt. Hier sehen wir sofort einige Klarnamen in voller Länge nebst Kartenanzeige einer kürzlich zurückgelegten Strecke mit Start- und Endpunkt. Nicht selten befindet sich diese mutmaßlich in unmittelbarer Nähe zum Wohnort. Weder bei der öffentlichen Nutzung noch beim Einsatz innerhalb einer Arbeitgeber-Challenge sollten Nutzer:innen ihre aktuellen Standort- und Personendaten so freigiebig teilen. Wir empfehlen den Gebrauch eines Pseudonyms oder die Beschränkung auf den Vornamen beim Anlegen eines Profils, um ein gesundes Maß an Sicherheit durch Anonymität zu gewährleisten. Auch die optionale Verknüpfung des Summitree-Profils mit dem persönlichen Instagram-Account will gut überlegt sein. Von der Veröffentlichung zurückgelegter Strecken mit aktuellem Standort als Screenshot raten wir grundsätzlich ab. Erfreulicherweise ist die Aktivitätsanzeige in den Einstellungen als Standard auf "privat" gesetzt. Unter dem Menüpunkt "Kartenanzeige" kann man den exakten Start- und Endpunkt absolvierter Strecken metergenau ein- und ausblenden. Zugunsten der persönlichen Sicherheit sollte man die Karten-Screenshots für den Newsfeed aber komplett deaktivieren. Dies ist aber nicht voreingestellt und muss selbst erledigt werden. Anschließend kann die erste Challenge beginnen.

Zum Testzeitpunkt bestand diese darin, mit einem Team von mehr als 1.600 Teilnehmenden für die Wiederaufforstung von 577qm Waldfläche innerhalb eines Monats zu sorgen. Alternativ oder zusätzlich war im September 2024 die Teilnahme an einem "Moorathon" möglich, dessen Ziel der Schutz von 25.000qm Moorfläche war. Die zugunsten des Klimas geschützten Flächen entsprechen dabei der Summe der sportlichen Betätigungen aller Teilnehmer:innen. Im Falle des "Moorathon" bedeutete dies: In unserem Praxistest entsprachen gut zehn Kilometer Joggen einem Quadratmeter Moorschutz. Für einen neu gepflanzten Baum muss man hingegen 40km Laufen oder die doppelte Distanz Radfahren, wie uns der Blick auf den im Menüpunkt "Aktivität" befindlichen Newsfeed verrät. Auf unternehmensspezifische Challenges für Mitarbeitende, die der Anbieter beispielhaft auf seiner Homepage präsentiert und mittels Eingabe eines "Challenge Codes" freischaltbar sind, hatten wir in der öffentlichen App-Version keinen Zugriff.

Eine digitale Joggingrunde ohne Stolpersteine

Ob im Kampf mit sich selbst oder im Wettbewerb mit anderen, im Yoga-Studio oder Schwimmbad, mit Zuspruch im Newsfeed oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit - die Kernfunktion von Summitree bleibt stets die Gleiche: Körperliche Aktivitäten per GPS-Ortung oder manuell tracken und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der Anbieter arbeitet hierfür mit verschiedenen "Climate Partners" wie Klimahelden, Wilderness International, Acker und anderen gemeinnützigen Unternehmen und Vereinen zusammen, die sich überwiegend um die Rettung oder Wiederherstellung natürlicher Lebensräume verdient machen. Über Details zu diesen Kooperation gibt wiederum die Summitree-Homepage Auskunft. Auf den Hauptscreens der App sucht man weiterführende Informationen zum Zusammenhang zwischen Challenges und dem Klimaschutz-Wirkungsgrad sowie den für die Umsetzung verantwortlichen Initiativen vergebens. Immerhin findet sich in den Einstellungen ein Link auf die Partnerseite und andere Webinhalte. Der "Moorathon" wird auf der Webseite des Klimapartners Mission to Marsh mit einer werblichen Grafik beworben ("KM Bewegung = QM Moorschutz"), die suggeriert, es gebe eine eine Eins-zu-Eins-Umrechung der per Rad, Rolli, Inlineskates oder zu Fuß zurückgelegten Distanz von Kilometer in gerettete Moorfläche. Dies entspricht den Ergebnissen unseres Praxistests, in dem wir in der Summe mit 23km Laufen knapp 2qm des Feuchtbiotops retteten. Eine Tabelle oder Formel, gemäß der die Einheiten der sportlichen Aktivität in Setzlinge oder Moorschutz umgerechnet werden, konnten wir jedenfalls nicht finden.

Kleine Mängel bei der Transparenz und Übersichtlichkeit macht Summitree mit seiner durchdachten Trackingfunktion aber wett. Ein Fingertipp auf "Start" führt zur Kartenansicht, in der wir uns für eine Challenge, die Art der CO2-Einsparung - beispielsweise durch den Umstieg vom Auto oder Bus aufs Fahrrad - und eine Sportart entscheiden. 36 Sportarten, Fitnessgeräte und körperliche anstrengende Aktivitäten wie Gartenarbeit stehen zur Auswahl. Wird eine Aktivität gewählt, für die man eine mehr oder weniger lange Wegstrecke zurücklegen muss, empfiehlt sich die Standortfreigabe, die Dauer und Distanz der sportlichen Ertüchtigung misst. Die Funktion ist dabei vergleichbar mit der von gängigen Fitness Apps. Nur stehen am Ende des Workouts nicht etwa Puls und verbrannte Kalorien in der Bilanz, sondern die Menge neu gepflanzter Bäume und die eingesparte Menge Treibhausgase.

 

Verschiedene Screenshots von Funktionen der App SUMMITREE
Motivierende Botschaften und eine Highscore-Liste befeuern den Ehrgeiz zum sportlichen Klimaschutz. Nur mit der öffentlichen Verwendung von Klarnamen und Standorten sollte man der Sicherheit zuliebe vorsichtig sein.(Quelle: Screenshots)

 

Wir haben Summitree mehrmals auf den Radweg zur Arbeit und zu zwei Joggingrunden mitgenommen, wobei uns die Trackingfunktion nie im Stich ließ. Wie bereits erwähnt kann jede Aktivität aber auch manuell in ein übersichtliches Formular eingegeben werden, wenn man seine privaten Bewegungsdaten nicht mit dem App-Anbieter teilen möchte. Stationäre Sportarten wie der Besuch im Fitnessstudio oder die Partie Tischtennis müssen ohnehin händisch erfasst werden. Dafür gibt es nach dem Scrollen zum unteren Ende des Startscreens einen ebenfalls in grellem Pink gehaltenen Button. Je nach Voreinstellung wird die abgeschlossene Aktivität nur im privaten Profil gespeichert oder im Newsfeed geteilt, wo sie von anderen App-Nutzer:innen geliked oder kommentiert werden kann. In Echtzeit aktualisierte Statistiken verraten, welche Leistungen man innerhalb einer Challenge erbracht hat und wie weit die Gemeinschaft der Teilnehmenden vom Gesamtziel entfernt ist. Highscore-Listen gibt es natürlich auch, standardmäßig sortiert nach der Anzahl der durchs Sporteln gepflanzten Bäume.

Fazit

Wir geben zu, dass wir uns Summitree durchaus kritisch genähert haben. Zwar verfolgt das Startup aus dem niedersächsischen Wennigsen mit seinem Mix aus Sport-, Teambuilding- und Klimaschutz-App laut eigenen Angaben ehrenwerte Ziele, erfahrungsgemäß erweisen sich Fitnesstracker in Verbindung mit der Preisgabe persönlicher Information aber oft als Datenkraken und Sicherheitsrisiko. Dank einer verbraucherfreundlichen Datenpolitik konnte das für Verbraucher:innen kostenlose Angebot aber die meisten unserer Vorbehalte entkräften. Und theoretisch(!) ist Summitree auch ohne die Preisgabe persönlicher Daten nutzbar. Am wohlsten werden sich hier aber sportive Nutzerinnen und Nutzer fühlen, die den Wettbewerb und Austausch suchen und es dabei mit der eigenen Privatsphäre nicht so eng sehen. Sofern der Anbieter in künftigen Versionen mehr Transparenz hinsichtlich Klimaschutz-Wirkungsgrad gewährleisten kann und etwas gegen gelegentliche Abstürze der App beim Navigieren durch die Menüpunkte tut, hat Summitree das Potential zum Platz auf dem Siegertreppchen.

Handhabung3 Sterne
Spaß4 Sterne
Mehrwert3 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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