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Rindfleisch aus Weidehaltung: weniger gut als gedacht

Stand:
Bei der Auswahl von Fleisch ist vielen wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. Supermärkte werben oft mit besseren Haltungsbedingungen der Tiere, aber nur selten sind die genauen Kriterien nachvollziehbar. So auch bei "Weidehaltung" von Rindern.
Zahlreiche Rinder stehen auf einem Feedlot im Matsch

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Begriffe "Weiderind" oder "Weidehaltung" sind rechtlich nicht geschützt.
  • Nachvollziehbare Infos zu den Haltungsbedingungen der Tiere fehlen im Handel meist.
  • Vielfach wird bei Fleisch aus dem Ausland mit Weidehaltung geworben. "Weiderinder" haben dort aber oft monatelang keinen Zugang zur Weide.
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Infos über die Zeit auf der Weide, Platz und Futter? Alles Fehlanzeige

Die Begriffe "Weiderind" und "Weidehaltung" sind lebensmittelrechtlich weder geschützt noch definiert. Oft werden nur landschaftliche Gegebenheiten wie "heimische Grassteppe" oder "saftig grüne Weiden" beschrieben – wenn überhaupt Angaben über die Haltungsbedingungen gemacht werden.

Es gibt keine Aussagen darüber, wie lange die Rinder auf den Weiden gehalten werden (ganzjährig oder wie viele Tage im Jahr), wie viele Quadratmeter Weidefläche pro Rind zur Verfügung stehen und wie die Haltung im Stall aussieht, wenn die Rinder nicht auf der Weide sind. Auch welches Futter sie bekommen, ist nicht beschrieben.

Die alleinige Auslobung "aus Weidehaltung" ist somit aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht nachvollziehbar.

Auch der Begriff "Weidemilch" ist lebensmittelrechtlich nicht geschützt. Bei solcher Werbung können Sie also ebenfalls kaum sicher sein, was wirklich dahinter steckt. 

Da das Oberlandesgericht (OLG Nürnberg im Feburar 2017) befunden hatte, dass die Bezeichnung "Weidemilch" rechtmäßig ist, wenn die Kühe an 120 Tagen im Jahr für mindestens 6 Stunden auf der Weide stehen, orientieren sich die meisten Anbieter in Deutschland zumindest an diesen Zeiträumen.

Die Verbraucherzentralen fordern darum  Anbieter von Fleisch aus "Weidehaltung" auf, nachvollziehbar über ihre Haltungsbedingungen zu informieren.

Fragwürdige Rindfleisch-Importware: Massen-Mast statt grüner Weide

Viele Verbraucher:innen denken bei Rindfleisch aus Übersee, insbesondere aus Südamerika und den USA, an artgerechte Haltung - was von der Werbung ja auch so transportiert wird. Doch die tatsächlichen Methoden der Rindermast stehen zum Teil im deutlichen Widerspruch zu diesen Vorstellungen. So werden dort viele Rinder in den letzten drei bis vier Monaten der Mast in großen "Feedlots" gehalten.

Feedlots (übersetzt: Fressplätze, Futterplätze) sind gigantische Viehgehege, meist unter freiem Himmel. Auf großen Flächen ohne Weidezugang werden meist einige tausend bis zu 100.000 Tiere gemästet. Saftig grüne Weidelandschaft? Fehlanzeige! Die Rinder stehen, laufen und liegen vorwiegend auf Erde und Sand, teilweise im tiefen Matsch.

In den Futterstationen erhalten die Rinder meist Kraftfuttermischungen aus Getreide und Soja anstelle von Gras oder Heu, um in kürzester Zeit möglichst viel Gewicht zuzunehmen. So soll das Fleisch auch schön marmoriert und zart werden. Doch diese Fütterung ist nicht artgerecht für Rinder. Die Wiederkäuer vertragen am besten Rauhfutter wie Gras und Heu. Hohe Kraftfuttergaben führen hingegen oft zu Stoffwechselstörungen, Entzündungen und Krankheiten.

Keine Kennzeichnung von Rindfleisch aus Feedlots

Die Rinderhaltung in Feedlots muss, wie andere Haltungsbedingungen, auf Fleischprodukten nicht gekennzeichnet sein. Darum können Sie im Handel nicht erkennen, ob das Rindfleisch aus Feedlots stammt.

Manchmal gibt es vage Hinweise auf die Haltung in Feedlots. Doch wer noch nie von dieser Art der Rindermast gehört hat, wird diese Andeutungen (in kursiv) nicht erkennen, geschweige denn verstehen:

  • "Rindfleisch aus Uruguay stammt von Rindern, die dort in der heimischen Grassteppe aufwachsen und in den letzten Monaten mit einer ausgewogenen Getreidefütterung ernährt werden." ("Grill Time" T-Bone Steak aus Uruguay bei ALDI Nord)
  • "... Weiderinder aus den USA wachsen zu Beginn ausschließlich auf den großen Weiden Nordamerikas auf. Die anschließende Mast unter freiem Himmel wird mit einer ausgewogenen Getreidefütterung beendet." ("Trader Joe's" US Rinder Minutensteaks bei ALDI Nord)

Wie finde ich "echtes Weidefleisch"?

Wenn "Weidefleisch" auf den Tisch kommen soll, können Sie beispielsweise nach regionalen Anbietern suchen. Es gibt Erzeuger, die Fleisch aus eigener Weidehaltung direkt ab Hof, auf Wochenmärkten oder regional in Supermärkten verkaufen. Hier können Sie nachfragen - zum Beispiel danach, wie lange die Tiere auf der Weide standen.

Seit 2017 gibt es in Deutschland das "Pro Weideland"- Label mit definierten Kriterien für die Erzeugung von Weidemilchprodukten. Nach den Anforderungen von Pro Weideland grasen die Milchkühe mindestens 120 Tage pro Jahr für mindestens sechs Stunden auf der Weide und erhalten nur gentechnikfreies Futter. Pro Kuh müssen mindestens 2000 Quadratmeter Grünland und davon mindestens 1000 Quadratmeter als Weidefläche zur Verfügung stehen. 

Auch Rinder aus Biohaltung müssen nach den Vorschriften der EU-Öko-Verordnung ständigen Zugang zu einem Auslauf haben, wann immer die Witterungsbedingungen dies zulassen. Eine Endmast im Stall ist allerdings möglich, sie darf maximal ein Fünftel der Lebenszeit bzw. maximal drei Monate dauern. Feedlots und hohe Kraftfuttergaben sind aber ausgeschlossen.

Was ist während der Grillzeit wichtig?

Bei der Auswahl von Fleisch ist vielen wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. Das zeigt auch der Ernährungsreport des Bundesministeriums. Oft wird in den Supermärkten und in Werbeflyern mit besseren Haltungsbedingungen der Tiere geworben. Aber nur selten sind die genauen Kriterien nachvollziehbar. Die "Weidehaltung" von Rindern haben wir unter die Lupe genommen.

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