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App-Test »abillion«: Veganer Genuss mit bitterem Beigeschmack

Stand:
Laut eigener Aussage verfolgt "abillion" das Ziel, eine Milliarde Menschen weltweit für die Rettung des Planeten zu mobilisieren. Das klingt ehrgeizig und lobenswert. Wir prüfen, ob die App für fleischlose Ernährung und nachhaltigen Konsum diesem Anspruch gerecht wird.
Schriftzug "abillion - find your impact" als Logo der gleichnamigen App

Zwar bewirbt abillion seine App als umfassendes Angebot zum nachhaltigen Lebenswandel, tatsächlich liegt der inhaltliche Schwerpunkt aber auf der Suche nach veganen Restaurants und Cafés in der Umgebung. Dies bestätigen auch die zahlreichen Bewertungen in den Appstores. Weitere Funktionen wie ein Marktplatz für (vermeintlich) nachhaltige Pflegeprodukte, Lebensmittel und Nahrungsergänzung treten dazu vergleichsweise in den Hintergrund - zumindest für deutschsprachige Nutzer:innen. Denn abillion versteht sich zwar als globales Angebot zur Weltrettung, dennoch gibt es bislang keine deutschsprachige Version der App. Auch scheinen viele Features vor allem für Menschen in Übersee konzipiert. Vor allem aufgrund von Mängeln bei der Datensicherheit sollten Fans fleischloser Genüsse große Vorsicht bei der Nutzung von abillion walten lassen.

Off

Name: abillion: Vegan & Nachhaltig
Anbieter: abillionveg Inc. (www.abillion.com)
Kategorie: Vegane Ernährung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Datensicherheit? Nebensache!

Zwar ist abillion ein kostenloses Angebot, aber eines mit kommerziellen Interessen. Das Anlegen eines persönlichen Accounts ist zur Nutzung der App auf jeden Fall unumgänglich. Zugunsten größtmöglicher Datensparsamkeit entscheiden wir uns für die Registrierung per E-Mail. Leider verifiziert der Anbieter die Kontaktdaten nicht, beispielsweise durch die Zusendung einer E-Mail mit Bestätigungslink oder einem individuellen Code. Auch einige Angaben in den Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen sind kritisch zu bewerten. So nutzt der Anbieter mit Unternehmenssitz in Singapur Cookies zur optimierten Anzeige werblicher Inhalte, gibt Personendaten an Dritte (hier: Geschäftspartner) weiter und übernimmt keine Verantwortung für finanzielle Transaktionen mit den in der App gelisteten Dienstleistern. Betreffend Jugendschutz und Urheberrecht verweist abillion überwiegend auf in den USA gültige Gesetze und Richtlinien. Auch hier sollte man als EU-Bürger:in keine allzu hohen Erwartungen haben. Immerhin: Wem die App aus Fernost in Sachen Datensicherheit zu risikoreich erscheint, der findet in den Einstellungen einen Menüpunkt zum Löschen des eigenen Accounts.

Veganes Essen (beinahe) vor der eigenen Tür

Der Startscreen von abillion zeigt überraschenderweise nicht das nächstgelegene Gastronomieangebot mit fleischlosen Optionen, sondern einen an soziale Netzwerk wie TikTok oder X erinnernden Newsfeed. Hier teilen Menschen aus aller Welt Bilder veganer Speisen und Tipps zum nachhaltigen Einkauf. Möchte man diesen Feed persönlicher gestalten, muss man sich innerhalb der App-Community auf die Suche nach mitteilungsbedürftigen Foodies begeben, deren Beiträgen man folgen möchte. Sogenannte Mutuals (App-Nutzer:innen, denen man selbst folgt und die zurückfolgen) kann man außerdem per Direktnachricht kontaktieren.

Die Kernfunktion von abillion und der für die meisten Nutzer:innen mutmaßlich wichtigste Grund für den Download der App ist aber die Suche nach veganen Restaurants, Cafés und Imbissen vor Ort. Dazu wird aus Komfortgründen die GPS-Ortung des Smartphones aktiviert, allerdings findet man ähnlich brauchbare Ergebnisse alternativ auch per Texteingabe. Wer vergleichbare Vegan-Apps wie HappyCow und Vanilla Bean kennt, wird sich auch hier schnell zurechtfinden: Ein Fingertipp auf das gewünschte Restaurant, Café, den Imbiss, Bringdienst oder die Bäckerei offenbart weitere Informationen. Dazu gehören in der Regel die Adresse, Telefonnummer, Entfernung zum aktuellen Standort, Hinweise zum Preisniveau und zur Vielfalt der veganen Optionen, Nutzerfotos beliebter Gerichte und Bewertungen der Community. Ein Fingertipp auf "Directions" führt zur App Google Maps mit verschiedenen Routen zum Dienstleister. Mit einem freundlichen "Poke" kann man diesen außerdem per E-Mail darum bitten, sein Speisenangebot um nachhaltige und möglichst fleischfreie Alternativen zu erweitern.

 

Beispielhafte Screenshots verschiedener Funktionen der App "abillion: Vegan & Nachhaltig"
Das Schaf Callie und zahlreiche spannende Funktionen begrüßen Nutzer:innen in der App "abillion". Über die inhaltlichen und datenschutzrechtlichen Schwächen können sie aber nicht hinwegtrösten. (Quelle: Screenshots)

Mehr als nur satt werden

Mit einem erweiterten Funktionsumfang möchte sich abillion von den oben genannten Mitbewerbern abheben. Diesen findet man vor allem unter den zwei Menüpunkten "Explore" und "Marketplace". Hinter ersterem verbergen sich unter anderem Blogbeiträge des Anbieters und der Community, Rezeptideen, Listen mit Restauranttipps und besonders beliebte Gerichte. Das "Explore" (Erkunden) sollte man wörtlich verstehen, denn Filter- und Sortierfunktionen für die gefühlt unzähligen Einträge gibt es nicht. Lediglich ein Texteingabefeld hilft beim Finden der gesuchten Informationen (leidlich) weiter. Hier wird auch immer wieder Werbung für Produkte wie vegetarisches Katzenfutter, Mode und Accessoires aus recycleten Materialien und vegane Pflegepropdukte angezeigt. In mindestens der Hälfte der Fälle führen diese allerdings zu Onlineshops, die nur gegen hohe Versandkosten oder gar nicht nach Deutschland liefern.

Ähnliches gilt für die kommerziellen Anbieter im "Marktplatz" der App. Von veganen Keksen über T-Shirts bis hin zu Kochbüchern und Bambuskämmen gibt es hier viel zu entdecken und zu kaufen. Auch können gemeinnützige Einrichtungen wie NGOs oder Vereine mit Spenden oder Patenschaften unterstützt werden. Bezahlt wird, sofern der jeweilige Anbieter überhaupt nach Deutschland versendet, mit Google Pay, Apple Pay oder Kreditkarte, je nach Betriebssystem und Verfügbarkeit. Hier wie auch anderswo empfiehlt sich ein prüfender zweiter Blick darauf, wohin das Geld fließt, denn abillion schließt jegliche Haftung für die Händlerangebote und für die Verwendung von Spendengeldern aus. Vor möglicherweise gesundheitsgefährdenden Produkten wie Nahrungsergänzungsmittel aus unklarer Herkunft sollte man ohnehin die Finger lassen.

Fazit

Mit seiner riesigen Community, großen Datenbank und zahlreichen weiteren Features rund um veganen und nachhaltigen Genuss kann abillion durchaus beeindrucken. Dass nur ein Teil des Angebots auch für hiesige Verbraucherinnen und Verbraucher nutzbar ist, lässt schon der Mangel an deutschsprachigen Inhalten der App erahnen, die aktuell nur in englisch, französisch, spanisch, italienisch, portugiesisch und chinesisch verfügbar ist. Diese sprachliche Barriere und vor allem unsere Kritikpunkte an Sicherheits- und Datenschutzaspekten sind die wichtigsten Gründe, warum das digitale Angebot von abillion trotz überzeugender Technik mit Vorsicht zu genießen ist.

Handhabung4 Sterne
Spaß4 Sterne
Mehrwert3 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit1 Stern
Gesamtwertung2 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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