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App-Test »Klima-Taler«: Die richtige Währung für den Klimaschutz?

Stand:
Wenn es an der eigenen Motivation mangelt, um im Alltag konsequent nachhaltig zu handeln, kann eine kleine Belohnung Abhilfe schaffen. Wir testen, wie der Kurs für den titelgebenden "Klima-Taler" steht und ob das CO2-Sparen für den digitalen Kontostand Spaß macht.
Screenshot aus der Mobile App Klima-Taler

Klima-Taler ist keine Gaming-App, und doch will sie auf spielerische Art und Weise ein größeres Bewusstsein für Umweltschutz, Gesundheit und nachhaltigen Konsum vermitteln. Anliegen, Inhalte und die Möglichkeit, die App für Kommunen und gewerbliche Anbieter anzupassen, ähneln dem von uns hochgelobten Digitalbegleiter Earnest. Auch die Aufmachung wirkt ähnlich professionell. Das herausragende Alleinstellungsmerkmal von Klima-Taler ist die Aussicht, durch Fleiß beim Klimaschutz unmittelbar in Form von Gutscheinen und regionalen Exklusivangeboten zu profitieren. Aber natürlich nur dann, wenn man als Verbraucher:in in (oder) nahe der rund ein Dutzend teilnehmenden Städte und Landkreise wohnt.

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Name: Klima-Taler
Anbieter: Changers.com | Blacksquared GmbH  (klima-taler.com)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene | Kommunen, Unternehmen & Schulen (gewerbliche Version)
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Auch in der 08/15-Variante eine attraktive Erscheinung

Das Berliner Unternehmen Blacksquared bietet unter seinem Label "Changers" neben Klima-Taler gleich mehrere Apps rund um Fitness und Nachhaltigkeit an. Das Geschäftsmodell hinter Klima-Taler ermöglicht Kommunen, Städten, Schulen und Unternehmen gegen eine Gebühr, Bürger:innen zu mehr Umweltschutz und lokalen Konsum anzuhalten und dadurch die eigene Region ökologisch und wirtschaftlich zu stärken. Für Nutzer:innen ist der Download und die Nutzung der App in jedem Falle kostenlos. Nur die Möglichkeiten, die durch Radeln und Energiesparen erarbeiteten Taler einzulösen, sind für Menschen in Meiningen, Gladbeck, Prenzlau, Rüsselsheim und anderen teilnehmenden Gemeinden deutlich größer als im Rest Deutschlands. Mit diesem Hinweis wäre aber der größte Wermutstropfen an Klima-Taler bereits erwähnt, denn die App kann mit fast allen anderen Features überzeugen und erfüllt auch hinsichtlich des Themas Datenschutz unsere Erwartungen an eine verbraucherfreundliche App.

Eine Registrierung ist für die Nutzung von Klima-Taler nicht erforderlich. Optional kann aber ein Konto erstellt werden, um beispielsweise persönliche Daten bei einem Smartphone-Wechsel auf das neue Gerät zu übertragen. Erfreulicherweise bietet die App nur eine Registrierung per E-Mail an und verzichtet auf die Möglichkeit eines Logins per Apple-, Google- oder Facebook-Schnittstelle. bei denen meist mehr persönliche Daten weitergegeben werden als notwendig. Angesichts des Zugriffs auf den eigenen Standort, der Übermittlung von Informationen zum Konsumverhalten und der Einbindung einer Bezahlfunktion, für die Klima-Taler auf den Dienstleister Stripe zurückgreift, ist ein prüfender Blick auf die Datenschutzbestimmungen der App besonders wichtig. Bedenkliches ist hier aber nicht zu finden. Die App greift zwar auf verschiedene Drittanbieter zwecks Analyse des Nutzerverhaltens und zur technischen Optimierung zurück, beachtet dabei aber alle gesetzlichen Richtlinien, allem voran die DSGVO. Eine Weitergaben von System- oder Personendaten an Dritte zu werblichen Zwecken schließt der Anbieter aus.

Auszeichnungen für umweltfreundliche Mobilität in der App "Klima-Taler" (Screenshots)
Einige Beispiele für "Badges", also virtuelle Auszeichnungen, in diesen Fällen für umweltfreundliche Mobilität. (Quelle: App-Screenshots)

Klimaschutz in (fast) allen Disziplinen

Je nach Ehrgeiz und Lebensumständen ermöglicht Klima-Taler,  die persönliche CO2-Bilanz auf vielfältige Weise zu verbessern: Primär durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, die Fortbewegung per Rad oder zu Fuß, zusammengefasst unter dem Motto "Save the Planet!" aber auch durch den sparsamen Verbrauch von Wasser, Gas oder Strom. Je nachdem, in welchen Disziplinen man den eigenen CO2-Fußabdruck verkleinern und dadurch das digitale Talerkonto wachsen lassen möchte, muss man mehr oder weniger großzügig mit der Herausgabe privater Daten sein. Um die zukünftige Wasserersparnis im eigenen Haushalt nachzuvollziehen, verlangt Klima-Taler nach einem Foto des Wasserzählers. Für die Messung der mal mehr, mal weniger klimafreundlichen Fortbewegung verlangt die App unter anderem nach einer Freigabe für mobile Standortdaten und Informationen zum Kraftstoffverbrauch des Autos. Zwar lässt sich Klima-Taler auch ohne Registrierung und die Preisgabe dieser und anderer Daten nutzen, der Funktionsumfang und damit die Möglichkeit zum "Taler sammeln" wird dadurch jedoch stark eingeschränkt.

Heute schon im Taunus einen Baum gepflanzt?

Wem die spielerischen Aspekte der App weniger wichtig sind, kann sich in der Rubrik "Wir sind das Klima!" Tipps zum Energiesparen, umweltfreundlicher Mobilität und bewussten Konsum holen. Dutzende gute Ratschläge vom richtigen Entsorgen der Zigarettenkippe bis zum (zeitweiligen) Umstieg vom Kraftfahrzeug aufs Lastenrad sind hier zu finden, meist ergänzt durch Zahlen zur Verbesserung der CO2-Bilanz durch die jeweilige Maßnahme. Kann diese bei einem bei Klima-Taler registrierten Partner umgesetzt werden, gibt es auch hier Taler und Badges zu verdienen, beispielsweise durch das Pflanzen eines Baums, mit einer Mitgliedschaft in einer Bibliothek oder durch das Recycling eines defekten Smartphones. Dafür kann man nach der guten Tat vor Ort einen QR-Code scannen, der die Taler auf dem eigenen Konto gutschreibt. Zwar sind die Möglichkeiten hierzu auf wenige Standorte beschränkt - zum Testzeitpunkt Anfang 2024 befanden sich nur in Königstein und Nidderau für die App registrierte Recyclingstellen für Smartphones - aber die hier vermittelten Tipps lohnen so oder so das Nachmachen. Besonders gut gefallen hat uns auch die integrierte Brunnenkarte (via Google Maps), mit der man den schnellsten Weg zur nächstgelegenen, öffentlichen Trinkwasserquelle finden kann.

Für gewerbliche Kunden und Kommunen, die Interesse am Einsatz von Klima-Taler in ihrer Kommune oder Gemeinde haben, sei erwähnt, dass die Software auch als sogenannte White-Label-Lösung verfügbar ist. Dies bedeutet, dass alle maßgeblichen Funktionen und Inhalte in eine neue App, die hinsichtlich regionaler Angebote und ihres Looks auf die Wünsche des Auftraggebers zugeschnitten ist, übertragen werden. Wie erfolgreich diese Strategie sein kann, verrät ein Blick auf aachen.move der Stadt Aachen, die die technische Infrastruktur von Klima-Taler für ihre eigene App nutzt. Über eintausend positive Rezensionen in den App-Stores von Google und Apple lassen zumindest vermuten, dass die ortsansässigen Verbraucher:innnen mit dem Angebot zufrieden sind.

Screenshots von Funktionen der App "Klima-Taler"
v.l.n.r.: Sympathische Illustrationen geben Aufschluss darüber, wie viel schädliches Klimagas bereits durch die Nutzung der App gespart wurde; Klimataler können bei Anbietern in der Region gegen Waren und Gutscheine eingetauscht werden; In verschiedenen Rankings erfährt man die monatsaktuelle CO2-Ersparnis teilnehmender Gemeinden, Schulen und Unternehmen. (Quelle: App-Screenshots)

Shoppen bei den "Klima-Partnern"

Neben einer Funktion zum CO2-Ausgleich im Austausch gegen digitale Taler, zu deren Wirkungsweise wir uns einige Informationen gewünscht hätten, lockt eine Übersichtsseite mit Angeboten fleißige Talersammler:innen. Hier steht ebenfalls die Förderung lokaler Anbieter im Vordergrund. Kleine Geschenke, Gutscheine oder Lebensmittel können hier als Dankeschön für gute Klimataten erworben werden, zumeist abzuholen, zu genießen oder einzulösen bei Gewerbetreibenden in der Nähe teilnehmender Städte. Aber auch einige ortsunabhängige Online-Prämien sind dabei. Alles in allem attraktives Angebot für Bürger:innen in oder in der Nähe der teilnehmende Gemeinden. Dennoch hätten wir uns im Sinne des zentralen Anliegens der App gewünscht, dass die hier angebotenen Prämien ebenfalls gewisse Nachhaltigkeits-Standards erfüllen. Rabattierte Eintrittspreise für Thermalbäder oder Gratiskaffee fallen eher in die Kategorie (kleine) Klimasünden.

Fazit: 

In der Summe ist Klima-Taler eine gelungene App für mehr Nachhaltigkeit im Alltag, der es an inhaltlichem Feinschliff fehlt. Grundsätzlich lobenswert ist das durch ein Belohnungssystem befeuerte Anliegen des Anbieters Blacksquared, Nutzer:innen mit durch Daten belegten Maßnahmen zu mehr Klimaschutz im Alltag anzuhalten. Die für teilnehmende Städte, Firmen und Schulen individualisierten Tipps und Angebote  verbuchen wir außerdem eher als Pluspunkt denn als kritikwürdig, gehen doch dadurch ökologischer und wirtschaftlicher Mehrwert für die Regionen Hand in Hand. Verbesserungswürdig hingegen wäre der vergleichsweise geringe Funktionsumfang von Klima-Taler für Menschen, die ungern persönliche Daten wie Verbrauchswerte oder Standort teilen. Auch bei der Aktualität lokaler Aktionen wie Bäumepflanzen oder den unter "News" verfügbaren Inhalten sollte nachgebessert werden, um Frust zu vermeiden. Wir bleiben aber dran und gucken auch in Zukunft wieder rein, wie sich die sympathische App entwickelt.

Handhabung4 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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