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App-Test »Kuri - Klimafreundliche Küche«: Gaumenschmaus VS. Datenschutz

Stand:
"Mit Kuri zu kochen ermöglicht es, den CO2-Fußabdruck Ihrer Mahlzeiten zu halbieren", verspricht die App, die heute im Mittelpunkt unseres Tests steht. Wir nehmen sie beim Wort und prüfen, wie klimafreundlich (und lecker) die individuelle Rezeptsammlung fürs Smartphone ist.
Schriftzug "KURI, Klimafreundliche Rezepte für dich." mit Illustrationen von Besteck und Lebensmitteln

Mit der Aussicht auf personalisierte Einkaufslisten und kulinarische Genüsse, die zudem gut für das Klima und die Haushaltskasse sind, macht Kuri definitiv Lust auf mehr. Auf Grundlage individueller Ernährungsgewohnheiten, Vorlieben und mit Blick in den Vorratsschrank erstellt die App Pläne für Mahlzeiten für jede Gelegenheit und jeden Tag der Woche. Ein KI-basierter Chatbot führt dabei durch die Zubereitung der Mahlzeiten und ist manchmal sogar für etwas zwanglosen Smalltalk gut. Erwartungen an eine zeitgemäße Handhabung und Optik wird die App ebenfalls gerecht. Leider erlaubt sich Kuri einige grobe Schnitzer im Bereich Verbraucherschutz und auch die ökologischen Aspekte kommen beim Einsatz der App zu kurz. Zudem ist Kuri kein günstiges Vergnügen.

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Name: Kuri - Klimafreundliche Küche
Anbieter: Know Eat All, Inc. (kuri.co)
Kategorie: Lebensmittel retten | Vegane Ernährung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS
Preis: kostenpflichtig nach 7-tägiger Testzeit (€39,99/Jahr)
Links: Apple App Store

Datensicherheit sieht anders aus

So vorbildlich (und verheißungsvoll!) sich die Präsentation von Kuri gestaltet, kann sie doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die nur für iOS-Geräte verfügbare App hinsichtlich ihrer Verbraucherfreundlichkeit einige Mängel aufweist. Zwar steht Nutzer:innen, die das mit einem Preis von €39,99 für ein Jahresabo nicht eben günstige Angebot erst einmal unverbindlich ausprobieren möchten, eine siebentägige Testversion zur Verfügung. Um Zugang zu dieser zu erhalten, muss man allerdings einen Kaufvertrag mit dem Apple App Store abschließen, der nach Ende der kostenlosen Probewoche zur Belastung des Bankkontos oder der Kreditkarte führt. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, sollte das Abo unmittelbar nach Bestätigung des Kaufs unter dem Menüpunkt "Abonnements" kündigen. So kann die App für den gesamten Testzeitraum genutzt werden ohne das Risiko, nach ein paar Tagen in eine potentielle Kostenfalle zu geraten.

Die Registrierung erfolgt wahlweise über einen bestehenden Apple-, Facebook- oder Google-Account oder die Angabe einer E-Mail-Adresse, wobei wir zugunsten der Datensicherheit stets die letztgenannte Alternative empfehlen. Eine Verifizierung der E-Mail-Adresse seitens des Anbieters, beispielsweise durch einen Bestätigungslink oder Zusendung eines Codes fürs erstmalige Login, erfolgt nicht. Und auch in Sachen Datenschutz gilt es, sich die Entscheidung für oder gegen Kuri gut zu überlegen: Zwar handelt der Anbieter gemäß seiner Datenschutzbestimmungen innerhalb geltenden US-Rechts, räumt sich aber auch die Möglichkeit ein, Personendaten zur weiteren Optimierung des Angebots und für Marketingzwecke an Drittanbieter weiterzuleiten. Da die App in der von uns getesteten Version (v1.505) keine Datenfreigaben wie GPS-Ortung oder Kamerazugriff und detaillierte Profilangaben zur uneingeschränkten Nutzung benötigt, ist diese großzügige Nutzung individueller Nutzerinformationen zwar kein K.O.-Kriterium, aber unbedingt erwähnenswert.

Künstliche Intelligenz = Köstliche Rezepte?

Wie viele Apps jüngerer Zeit wuchtet auch Kuri mit dem Pfund Künstliche Intelligenz (KI). Angesichts der technologischen Entwicklungen der letzten Jahre ist dies weder überraschend noch einmalig. Auch die Koch-App leftovercooking bietet Funktionen und Inhalte, bei denen eine selbstlernende Software zum Einsatz kommt. Dort werden für Nutzer:innen sogar komplett neue Rezeptideen kreiert, über deren durchwachsenen Erfolg in Sachen Genusspotential wir auch in unserem leftovercooking-Test berichteten. Kuri hingegen verlässt sich allein auf seine Datenbank aus vorgegebenen Rezepten. Diese ist allerdings reichhaltig bestückt und vielfältig, mit einem leicht ausgeprägten Schwerpunkt auf japanischen, vietnamesischen und anderen asiatischen Gerichten.

Auf Grundlage einer individuellen Bestandsaufnahme zu Beginn der App-Nutzung bietet Kuri verschiedene Kochideen an. Diese hängen von geschmacklichen Vorlieben ab, von Allergien, Fleischverzehr und einem vegetarischen oder veganen Lebenswandel, und natürlich von den bestehenden Vorräten, um auch dem Aspekt der Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Eines vorweg: So lecker die in Kuri präsentierten Gerichte sind, so wenig eignen sie sich für Haushalte mit notorisch leeren Kühlschränken und Lebensmittelregalen. Wer aber zumindest eine Grundausstattung mit Reis, Nudeln, Obst, Gemüse, Öl und Gewürzen vorrätig hat, kann sich auf zahlreiche Rezeptideen freuen. "Regionale Küche" wird in den Werbetexten zur App zwar beworben, in der Praxis beschränkt sich diese aber auf die Auswahl des Landes zu Beginn der App-Nutzung. Konsequent regional ist hier aber wenig. In den Zutatenlisten für die meisten Rezepte, die uns von Kuri vorgeschlagen wurden, finden sich neben in Deutschland angebautem Obst und Gemüse auch immer wieder Südfrüchte und andere importierte Sorten.

Screenshots verschiedener Funktionen der Rezepte-App KURI
Übersichtlich und attraktiv: In Sachen Präsentation und Handhabung kann sich Kuri wenig vorwerfen lassen. (Quelle: Screenshots)

Ein App-Erlebnis mit Höhen und Tiefen

Auf Wunsch entwickelt Kuri einen "Meal Plan" für die ganze Woche, der auch die Bedürfnisse von Frühstücksmuffeln berücksichtigt, die morgens nur gerne einen Kaffee oder Tee trinken. Laufzeit und Portionsgrößen richten sich nach den Bedürfnissen der:des Nutzers:in und ermöglichen eine langfristige Planung sowohl für Single-Haushalte wie Großfamilien. Nicht zuhause verfügbare Lebensmittel können auf die Einkaufsliste gesetzt werden.

Die intelligente Software kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Resteessen auf dem Speiseplan steht, um uns daran zu erinnern, Übriggebliebenes zu verzehren oder für ein neues Gericht zu verwenden. Wie genau, das verrät Kuri nicht. Und auch anderswo zeigt die vermeintlich selbstdenkende und -lernende Software ihre Schwächen. Beispielsweise, wenn bei der Planung eines neuen Meal Plans Geschmacksvorlieben abgefragt werden und trotz des Wunsches nach deftigen Pastagerichten Salate und Suppen den Speiseplan bestimmen. Das ist zwar gut für die schlanke Linie und in Einzelfällen auch fürs Klima, ein individuelles Nutzungserlebnis stellt es aber nicht dar.

Apropos Klima: Die Menge an voraussichtlich gesparten CO2e-Emissionen bei konsequenter Nutzung des App-generierten Meal Plans zeigt Kuri auf Wunsch als Infografik an. Wie genau sich die Daten zur Erstellung der Statistik zusammensetzen, erläutert die App leider nicht. Wir vermuten, dass die errechnete (positive) Emissionsbilanz vor allem auf den weitgehenden Verzicht auf Fleischgerichte und reduzierten Einsatz von Milchprodukten in den meisten Rezepten zurückzuführen ist. Hier wäre mehr Transparenz wünschenswert.

Glücklicherweise erweisen sich der inhaltliche Mehrwert und der Einsatz der Kuri-KI an anderen Stellen als ausgereifter. Die selbsternannte "intelligente Suche" nach Rezeptideen zur Ergänzung des von der App erstellten Speise- und Einkaufsplans offenbart den großen Umfang der Rezeptdatenbank und findet zu so gut wie jeder Zutat oder kulinarischer Vorliebe eine oder mehrere Kochideen. Diese sind durchweg attraktiv illustriert und die Schritt-für-Schritt-Kochanleitung dürfte selbst Kochanfänger:innen zu schnellen Erfolgen an Topf und Bratpfanne verhelfen. Besonders unterhaltsam und stellenweise informativ ist dabei die Unterhaltung mit dem Chatbot, der auf Wunsch Hilfestellung zu den Kochschritten anbietet und individuellen Bedürfnissen der Köchin oder des Kochs ("Wie kriege ich noch mehr Schärfe ins Essen?" oder "Welche Nachspeise passt zu diesem Gericht?") entspricht. Mit Blick auf die Datensicherheit sei aber daran erinnert, dass Kuri persönliche Daten sammelt und diese teilweise an Drittanbieter weitergibt. Vertrauliche Informationen sollte man trotz des hohen Unterhaltungswerts im Dialog mit der KI also keinesfalls preisgeben.

Fazit

Leider erlaubt sich Kuri viele Schnitzer im Bereich Datenschutz, die die offensichtlichen Qualitäten der App hinsichtlich Handhabung und Präsentation überschatten. Der Anbieter wirbt mit einem individualisierten Nutzungserlebnis unter Einsatz moderner KI-Technologien. Ein Versprechen, dass zwar teilweise eingelöst wird, allerdings nur unter der Voraussetzung der Preisgabe persönlicher Daten. Dass diese potentiell zu kommerziellen Zwecken genutzt werden, sollte in einer kostenpflichtigen App am oberen Ende des Preisspektrums nicht der Fall sein. Auch die Aspekte Klimaschutz und Regionalität der Speisen kommen nach unserem Dafürhalten zu kurz. Zwar zeigt die App einen Schätzwert zu den gesparten CO2e-Emissionen an. Um diesen korrekt einzuordnen, muss man allerdings schon belastbares Wissen zur Umweltbelastung durch Treibhausgase mitbringen. So kann Kuri letztendlich mit seinen oberflächlichen Qualitäten nur unseren Appetit wecken, den Hunger nach klimafreundlichen und geldwerten Verbrauchervorteilen aber nicht stillen.

Handhabung5 Sterne
Spaß2 Sterne
Mehrwert3 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit1 Stern
Gesamtwertung2 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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