Schnelles Geld ohne zu arbeiten. Mit kleinen Investitionen soll laut Werbeanzeigen auf Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram ein passives Einkommen möglich sein. Vorsicht: Die Investment-Angebote sind unseriös und Sie können viel Geld verlieren.
Um schnell an viel Geld zu kommen, braucht es nicht mehr als ein paar Börsentipps per WhatsApp? Das versprechen derzeit "Anbieter" sogenannter Trading-Gruppen. Wer mitmachen möchte, muss nur eine kurze Nachricht an einen der angeblichen Trading-Profis schicken und erhält dann in einer WhatsApp-Gruppe lohnende Tipps, so das Versprechen.
Aus einer kleinen Investition von 250 Euro würde innerhalb von nur Monaten leicht eine Viertelmillion. Leider sind derartige Versprechen in der Regel tatsächlich immer zu gut, um wahr zu sein. Wer sich auf die Masche einlässt, muss mit einem Totalverlust seines Geldes rechnen.
Schnelles Geld, wenig Arbeit – die Masche in den sozialen Medien
In den sozialen Medien erreichen Nachrichten schnell eine Vielzahl von Menschen. Und so finden Sie zwischen Posts von Freunden und Bekannten auch Werbungen aller Art. Darunter immer häufiger auch solche, die ein sorgenfreies Leben durch Investitionen am Finanzmarkt oder andere Geldgeschäfte anpreisen.
Die Idee dahinter ist simpel: Bilder von einem Leben im Wohlstand oder bündelweise Bargeld werden geteilt. In den dazugehörigen Beschreibungen erklären die Betrüger:innen, wie sie ihr Geld verdient haben: online, fast ohne etwas dafür zu tun. Häufig räumen sie ein, dass sie selbst natürlich zuvor an der Methode gezweifelt hatten, betonen dann aber alles sei wirklich ganz einfach und funktioniere. Wer dann noch nicht überzeugt ist, solle es doch einfach mal ausprobieren. Schließlich sei die Anfangsinvestition nur sehr gering: Mit nur 250 Euro sollen Sie schon beachtlich viel dazuverdienen können. Doch in den Versprechen steckt nicht ein Funken Realität.
Social Trading und Copy Trading – riskanter als das Casino
Das Geschäftsmodell von Social Trading Plattformen beruht darauf, privaten Anleger:innen Zugang zu Trading Strategien anderer Privatanleger:innen zu verschaffen. Sie können den Portfolios anderer Anleger:innen "folgen", diese diskutieren oder sogar nachbilden. Die Nachbildung der Anlagestrategie anderer Anleger:innen nennt man Copy Trading.
Die Werbung der Anbieter von Social Trading verschleiert den hoch spekulativen Charakter des Angebots. Dazu folgende Beispiele:
- "Sie können aus über 8.000 Handelsideen wählen."
Die pure Existenz von über 8.000 Handelsideen ist aber nutzlos, wenn keine der Handelsideen zuverlässig einen Mehrwert bietet. Die Trader, deren Handelsstrategie Sie kopieren, werden nicht beaufsichtigt. Die Trader müssen noch nicht einmal ein Mindestmaß an Diversifikation, wie es bei Publikumsinvestmentfonds vorgesehen ist, einhalten. - "Nehmen Sie an der Social-Trading-Revolution teil. Vernetzen Sie sich mit anderen Tradern, diskutieren Sie verschiedene Trading-Strategien und nutzen Sie unsere patentierte CopyTrading-Technologie, um automatisch die Portfolios anderer Trader zu kopieren."
Die Möglichkeit, andere Trader zu kopieren, ist hoch riskant. Niemand prüft deren Zuverlässigkeit. Es besteht das Risiko, dass Sie als Follower Ihr Geld indirekt Tradern anvertrauen, die weder über die erforderlichen Kenntnisse noch über Erfahrung verfügen. - "83.7 % Durchschnittlicher Jahresgewinn unserer 50 meistkopierten Trader."
Die Werbung mit einem durchschnittlichen Jahresgewinn der meistkopierten Trader ist hochgradig irreführend. Sie unterliegt einem Selektionsbias: das heißt, es werden gezielt nur die Trader ausgewählt, die zu einem Zeitpunkt für eine vergangene Periode erfolgreich waren. Deren Rendite war besonders hoch aufgrund der Selektion.
Nicht ohne Grund verschweigen die Broker die tatsächlichen durchschnittlichen Renditen der Gesamtheit der Follower oder Copy Trader. Derartige vergangenheitsbezogene Werbung täuscht Verbraucher:innen bewusst über die Erfolgschancen der angeboten Anlagestrategien.
Die Anbieter:innen der Social Trading-Plattformen hebeln mit ihren Copy Trading Angeboten geltende Vorschriften zum Schutz der Verbraucher:innen nach dem Kapitalanlagegesetzbuch aus oder handeln im Grenzbereich des Zulässigen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat wegen irreführender Praktiken drei Unterlassungsklagen gegen NAGA eingereicht (mehr Informationen hier unter dem Stichwort "Naga").
Warum Trading-Tipps und Copy Trading gefährlich sind
Hinter vielen Traing Tipps stecken nur Betrüger. Es gibt aber auch Newsgruppen, die nicht auf Betrug aus sind, sondern tatsächlich täglich "Trading-Signale" verbreiten. Auch Angebote des Social oder Copy Trading können zwar legal sein, sind aber trotzdem gefährlich. Handelsstrategien nebst Kauf- oder Verkaufsempfehlungen für bestimmte Wertpapiere sind nach Auffassung der Verbraucherzentralen unseriös, weil die angeblichen Trading-Signale oder die "Top Trader" in Wahrheit die Kursentwicklung nicht zuverlässig vorhersagen können.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Angenommen, eine Aktiengesellschaft vermeldet am 1. Juni, dass sich die Verkaufszahlen für das neue Produkt unerwartet schlecht entwickelt haben, was die Gewinnaussichten eintrübe. Vermutlich würde der Aktienkurs nach Bekanntgabe dieser Information am 1. Juni fallen.
Aber kann man mit so einer Information ganz einfach Geld verdienen, indem man mit bestimmten Zertifikaten, Optionen oder CFDs (englisch: contracts for difference, das sind komplexe Finanzkontrakte) auf fallende Kurse wettet?
Nein. So einfach geht das nicht. Neue Informationen wie diese breiten sich in Sekundenschnelle aus. Das führt zu einer Kursveränderung, die sich ebenfalls in Sekundenschnelle vollzieht. Niemand weiß im Vorhinein, ob der Aktienkurs wegen dieser Information um 10, um 20 oder nur um 2 Prozent fallen wird. Das zeigt erst der anschließende Börsenhandel, bei dem ständig neue Käufer und Verkäufer Aktien handeln.
Einen Tag später steht die Nachricht dann in der Zeitung. Die Nachricht ist längst in die Börsenpreise eingeflossen, lange bevor sie irgendeine WhatsApp-Gruppe erreicht hat.
Trading Strategien stützen sich außerdem oft auf sogenannte Chartsignale. Die These dahinter ist, dass sich aus dem aktuellen Kursverlauf Signale ableiten lassen, wie sich der künftige Kurs entwickeln wird. Dabei wird mit angeblichen Trendkanälen oder mit Widerstands- und Unterstützungslinien argumentiert, die sich aus dem Bild des Kurverslaufs ableiten lassen. Die These wurde aber nie belegt, im Gegenteil. Es handelt sich hierbei um nichts anderes als Kaffeesatzleserei.
Die Realität ist: Preisänderungen an den Börsen sind auf kurze Sicht nicht prognostizierbar. Seit Jahrzehnten lehren uns das Studien aus der Kapitalmarktforschung. Damit kann und wird es niemals eine zuverlässige Trading-Strategie geben. So schreiben etwa fünf Professoren um Prof. Dr. Martin Weber in ihrem Ratgeber "Die genial einfache Vermögensstrategie" (S. 71ff):
"Dutzende Studien haben die Performance von aktiv handelnden Privatanlegern ausgewertet. (..) Nahezu alle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Performance von Privatanlegern der allgemeinen Marktentwicklung meilenweit hinterherhinkt. (..) Weder Privatanleger noch Finanzprofis können zuverlässig den Markt schlagen. Insofern scheint niemand über dauerhafte Informationsvorteile zu verfügen".
Seien Sie besonders vorsichtig, wenn jemand versucht, Sie zu einer Investition zu überreden. Fragen Sie im Zweifel
bei Ihrer Verbraucherzentrale nach
Podcast: Das Wichtigste zum Nachhören
Opfer finden. Psychisch manipulieren. Vertrauen aufbauen. Die Methoden, mit denen Anlageetrüger:innen ihre Opfer überzeugen, Geld zu überweisen, sind vielfältig. In dieser Folge sprechen wir mit Barbara, die an solche Personen ihre Altersvorsorge verloren hat, in dem Glauben, es sei schlau angelegt. Anhand ihres Falles geben wir Tipps, wie man sich selbst schützen kann.
Der Podcast ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz geförderten Projekts entstanden.